Im Namen der Karfiolrose

Im Namen der Karfiolrose
Nächster Versuch. Vieles kommt, vieles geht, eines bleibt: Die Gemüse-Mission
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Nicht immer funktioniert der Tarnkappen-Trick

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Wer mit dem Mann nebenan essen geht und Brokkoli ordert, muss damit rechnen, in ein Streitgespräch zum Thema Warum Brokkoli nicht zur Rettung der Welt beitragen, ganz im Gegenteil verwickelt zu werden. Aber auch sonst birgt jegliches Gemüsevorkommen in der Hufnagl’schen Aura großes Eskalationspotenzial. Deshalb kommt vor, dass ich nicht viel rede, sondern ihm mikroskopisch zerschnetzeltes Grün ins Essen schwindle. Nicht immer funktioniert der Tarnkappen-Trick, dann geht der Gemüsekrieg erst wieder los – etwa so: „Mach die Zucchini aus meinem Essen! So-fort!“ Schon streiten wir wieder.

Strategiewechsel

Aber möglicherweise ist ab sofort eh alles anders. Forscher aus Stanford haben nämlich entdeckt, wie man jemanden dazu bringt, mehr Gemüse zu essen. Das Fazit ihrer Arbeit: Gibt dem Gemüse aufregende Namen – und schon ist es attraktiver. Je wilder die Bezeichnung, desto anziehender – es punkteten zum Beispiel: „Twister-Moschuskürbis-Spalten in Knoblauch-Ingwer“, „Bombige Chili-Rüben mit Limettendressing“ oder aber „Twister-Karotten mit Zitronenglasur“. Bezeichnungen wie „gesundheitsfördernd“ waren hingegen Abtörner. Seither grüble ich, wie bei uns daheim Gemüse heißen könnte, dass es dem Herrn genehm wäre. Derzeit schwanke ich zwischen Sportbezeichnungen (etwa Elfmeter-Melanzani oder Leo-Messi-Mangold ) sowie Namen mit leicht erotischem Touch (etwa Kamasutra-Karotten, Koitus-Karfiol oder Monica-Bellucci-Brokkoli). Noch bin ich unsicher – oder haben Sie vielleicht die eine oder andere Idee? Zuschriften erbeten – und dann natürlich: Fortsetzung folgt!

Paaradox-Auftritte: 2. 7. Leobersdorf; 23. 7., Summerstage; 17. 8. Linz, Rosengarten

Twitter: @GabrieleKuhn

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass ich meiner famosen Frau 99 Rosen schenken könnte, oder ihr einen Sonntag lang die Füße massieren, oder sie mit einer Reis nach Rom überraschen, am besten alles das im Kombipack – und dennoch würde ihr aus diesem bunten Strauß der Liebesbeweise vermutlich nichts eine solche Freude machen wie die Kunde: „Schatz, ich habe heute drei Teller von deinem grandiosen Letscho gegessen, und es war einer der größten Glücksgefühle meines Lebens.“ Denn seltsamerweise folgen Menschen, deren maximales kulinarisches Vergnügen die Trilogie vom Karfiol mit Melanzani-Mousse an Paradeiserpaprika-Jus ist, einer Mission. Immer. Nämlich alle anderen Menschen davon überzeugen zu wollen, dass sie genau dieses Gericht verehren würden, wären sie nur bereit, es zu kosten.

Effekte

Aber ich habe eh alles probiert. Und ich könnte nicht einmal dann einen Gabelbissen von der Gemüsesulz zu mir nehmen, würde er von Monica Bellucci höchstpersönlich in einem romantischen italienischen Restaurant kredenzt (... obwohl, das müsste man vielleicht noch genau überprüfen). Da nützt es auch gar nichts, wenn sich Wissenschaftler aus Stanford (denen muss fad sein) darüber Gedanken machen, wie man über die Namensgebung Bekömmlichkeitseffekte erzielt. Wozu?!?! Es soll doch einfach jeder Mensch (nicht) essen, was er will. Und ich würde am Ende garantiert erst recht „einen Barça-Burger, aber bitte ohne Gurkerl“ bestellen. Während die Liebste ihren Daniel-Craig-Broccolistrudel ganz alleine leidenschaftlich verzehren dürfte.

Solo-Programm „Abend mit einem Mannsbild“ wieder im Herbst: 6. 10. Großrußbach, 10. und 11. 10. Schwechat, 17. 10. Graz

michael.hufnagl@ kurier.at

Twitter: @MHufnagl

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