Hollodero und Hatschi!

Hollodero und Hatschi!
Verkühlungszeit. Wo das Jammern regiert, ist das große Besserwissen nicht weit.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Die Midlife-Krise lässt den Mann nebenan krampfhaft am Jungbrunnen festkrallen.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Der Kehlkopf kratzt, der Mann nebenan krächzt. Ich reiche heiße Getränke, nachdem er fast den Ärzte-Notdienst bemüht hätte. Wie bedauerlich, dass es keine Hotline für mäßig marode männliche Menschen in der Midlife-Krise gibt. Denn natürlich hat sich der Gute sein Leiden eingefangen, als er zum Testosteron-Hollodero unter dem Titel „Für immer jung in den Frühling“ aufbrach, nachdem er sich zwei Stunden beim Tennisspiel verausgabt hatte und nun leicht nachschwitzte. Da ging es auch schon dahin, zu dem Herren-Happening in die Stadt – in nichts als einem lässig-weißen Sommerhemd bei gerade einmal 12 Grad.

Wenig wohltemperiert

Vermutlich war es ein Fehler von mir, reflexartig die Mutti-Nummer auszupacken, die erst in einem kritischen Blick über die Brille und schließlich in folgendem Satz mündete: „So gehst mir nicht aus dem Haus!“ Auf diese, zugegeben etwas betuliche Aussage, reagierte er wenig wohltemperiert: Wieso nicht? Ich bin ja nicht du, die sogar bei 30 Grad einen Schal überwirft. Und ich bin erwachsen. Das ist zu bezweifeln. Denn ein Erwachsener flaniert nicht bei 12 Grad und Windstärke 9 leicht bekleidet herum und hält sich dabei für unverwundbar. Das machen nur Pubertierende. Aber, wie erwähnt: Die Midlife-Krise lässt den Mann nebenan krampfhaft am Jungbrunnen festkrallen und an der Idee, er könne bei Regen über den Asphalt steppen und am nächsten Tag die junge Ginger Rogers ohne Gliederschmerzen besteigen. Was jetzt? Jetzt sitzt er da und hat einen Schal um den Hals gewickelt. Meinen Schal. Den, den ich bei 30 Grad und einer Brise gerne trage, um keinen schiefen Hals zu bekommen.

Paaradox-Termine: 13. 4. Oberwaltersdorf, 8. 5. Perchtoldsdorf

gabriele.kuhn@kurier.at

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Es gibt einen guten Grund, warum ich selten bis nie krank bin. Ich bin ein überzeugender Verweigerer. Heißt, ich begebe mich bei den ersten Anzeichen körperlicher Unzulänglichkeiten augenblicklich in den Dialog mit der Verkühlung, die sich gerade selbst einladen will, und teile ihr in meiner Funktion als Naturflüsterer höflich, aber bestimmt mit: „Pass’ auf, hau’ dich bitte einfach über die Häuser!“ Das funktioniert. Auch wenn meine Frau, die bei einem harmlosen Räusperer meinerseits bereits in Hühnersuppeningwerteealarmismus verfällt, an meiner Methode der Selbstheilung aus Prinzip zweifelt. Was vor allem daran liegt, dass sie auf meine Fähigkeit neidisch ist. Denn wenn das Näschen der Liebsten nur einmal kurz juckt, ist völlig klar, dass ein Schnupfenleid unvermeidlich ist.

Husten & Halsweh

Manchmal hingegen antwortet die Verkühlung sogar mir, dass sie mich unbedingt begleiten will. Und das tut sie dann (wohl aus Rache) umso hartnäckiger. Nun ist für gnä Kuhn endlich der Moment mütterlichen Mahnens („Weil du nie was aufsetzt!“) gekommen. Ich warte ja in Wahrheit seit vielen Jahren darauf, dass sie ihren Bestseller „Besserwissen hinterher – keine Hexerei“ schreibt und uns zu Reichtum verhilft. Denn seit ich Husten, Halsweh, Schnupfen bejammere, wird sie nicht müde, mir zu erläutern, warum es nicht anders kommen konnte. In der Sekunde fällt ihr dann ein, dass ich etwa vor zehn Tagen trotz leichten Kopfwehs Tennis gespielt habe, und das bitteschön sei „ein Wahnsinn“. Jo eh. Ich sage ihr dennoch, dass Anklagen dieser Art noch nie zu einer Genesung beigetragen haben, ehe ich die beste Medizin nehme gegen Verkühlung und Tollkuhnheit: ganz viel Schlaf.

Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 9. 5. Langenlois

Termine: paaradox.at

michael.hufnagl@kurier.at

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