Gemütlichkeit ist eine Zier ...

Gemütlichkeit ist eine Zier ...
Polstergeist: Wenn sich das Urlaubsgefühl in eine Deko-Sehnsucht verwandelt
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Außerdem haben wir jetzt etwa 17 neue, als Vorlegeteppiche getarnte Stolperfallen.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

So war das mit Bradxit bei uns daheim: Ich rief den Mann nebenan an, um ihm den neuesten Hollywood-Tratsch ins Ohr zu hecheln. „Schatz, stell dir vor, Brad Pitt ist demnächst wieder eine Dating-Option für gelangweilte Ehefrauen.“ Er hatte dazu nur so viel zu sagen: Hä? Wieso? Und wenn’s wahr ist, ist mir das so wurscht wie der Küchenteppich unter meinen Sohlen. Womit er allerdings log. Meine Damen und Herren, von Hollywood zurück in die Niederungen unseres Drei-Zimmer-Apartments und einer kleinen Vorstadt-Beziehung: Die Teppiche waren ihm genau gar nicht wurscht. Im Gegenteil.

Unnötig – oder was?

Denn noch vor drei Tagen nörgelte er herum: Du, ganz ehrlich, wozu brauchen wir schon wieder neue Teppiche für die Küche? Die Alten sind doch eh noch gut. Da hatte er allerdings noch nicht die 15 neuen Kissen, alle in mediterranen Farbtönen gehalten, entdeckt. Und ebenso nicht die zarten, pastellfarbenen Stores, die ab sofort unser Wohnzimmer in sommerliches Ocker tauchen sollten. Mir war nach dem Urlaub in der Ägais nach einer weiteren Orts-Veränderung gewesen. Inspiriert durch Meeresfarben wollte ich, nein, musste ich unserem Nestchen den Tavernen-Look verpassen. Am liebsten hätte ich in der Sekunde eine weiße Grobleinen-Sitzlandschaft geordert, dann fiel mir jedoch ein, dass ich a.) einen Hund habe und b.) einen Mann, der in besagter Landschaft gerne mit der Schokoladetafel herumlungert und dabei schmutzt. Also schmiss ich mich stattdessen in die Polsterschlacht und erstand viele, viele bunte Kissen sowie Teppiche, Vorhänge. Und, ich geb’s zu: zwei neue Häferln. Eines in Weiß, das andere in Blau. Ich fürchte, er wird bei Entdeckung all dessen rufen: Na, kalinichta! Und mit Gabxit drohen.

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Er

Meine Frau bekommt Eilmeldungen aufs Handy geschickt. Was bedeutet, dass sie zu besonderen Anlässen ihr brandaktuelles Wissen am liebsten in Frageform an mich heranträgt. Sie sagt dann gerne „Rat einmal, wer nach Österreich kommt“. Oder „Drei Mal darfst du raten, wer sich scheiden lässt.“ Da ich aber wegen der etwas mangelhaften Einschränkungen keine Lust auf endlose Ratespiele habe, sag’ ich „Sag!“ Und sie: „Du bist fad.“ Stimmt. Vor allem dann, wenn des öden Rätsels Lösung nicht mehr ist als die Trennung eines Hollywood-Paares. Das interessiert mich frühestens, wenn mich La Jolie anruft, weil sie alles in Ruhe mit mir besprechen will. Damit rechne ich jedoch eher nicht – wegen der großen Zeitverschiebung.

Zierpölster

Die Realität hat indessen ganz andere Überraschungen für mich parat. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Liebste mir mit leuchtenden Augen verkündet hat, sie hätte nun endlich neue Stores gekauft. Um mich dann gleich mit Verachtung zu strafen, weil ich diesen Begriff noch nie in meinem Leben gehört habe (und nein, ich verrate es nicht, googeln Sie doch selber). Außerdem haben wir jetzt etwa 17 neue, als Vorlegeteppiche getarnte Stolperfallen. Und so viele Zierpölster, dass der Ziergatte eine halbe Ewigkeit braucht, um sich aus banalen Sitzsehnsuchtsgründen ein kleines Couchplatzerl freizuräumen. Gnä Kuhn glaubt nämlich immer noch allen Ernstes, sie könnte auf diese Weise ein mediterranes Lebensgefühl konservieren. Deshalb werde ich auch ihr zuliebe den herbstlichen Thermophor mit Salzwasser füllen.

Unsere nächsten Auftritte: 30. 9. in St. Pölten (Bühne am Hof), 3. 10., 24. 10. im Wiener Rabenhof, 28. 10. in Rothneusiedl (Rothneusiedlerhof), 5. 11. Tulln (Danubium). paaradox.at

michael.hufnagl@kurier.at

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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