Geht das eh so?

Geht das eh so?
Die Sache mit dem Ausgehen hat gelegentlich einen (Kleider-)Haken.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Selbstverständlich ist seine Frage nur rhetorisch gemeint.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Eine der häufigsten Fragen, die mir der Mann nebenan stellt, ist die: Geht das eh so? Dabei wirft er sich in Pose und will von mir wissen, ob er das anziehen kann. Wobei wir nicht von Events an der Cote d’Azur reden, sondern über „Grillen bei Freunden“ (Floridsdorf), „Ausflug an den See“ ( Burgenland) oder „Open House bei der Tante“ (südlich von Wien). Und über damit verbundene Aspekte wie: Verletzt er mit diesen Socken den Grillparty-Dresscode?, Schaut er in dem rosa Hemd aus wie der kleine Bruder von Prinzessin Lillifee? oder: Wirkt er im T-Shirt mit der Aufschrift „Nackt sehe ich besser aus!“ wie jemand in der Identitätskrise?

Leider nein.

Egal, weil in den meisten Fällen muss ich seine Geht das eh?-Stilfrage sowieso mit „Bitte nicht!“ abschmettern. Was er gar nicht leiden kann, denn selbstverständlich ist seine Frage nur rhetorisch gemeint. In Wahrheit akzeptiert er nur eine Antwort: „Toll schaust aus, du kleiner Charlie Lagerfeld, du.“ Doch weil ich ehrlich bin und er schon groß ist, sage ich, dass er so kein Kandidat für den „Goldenen Kleiderhaken“ wird. Also landen wir oft in einem Diskurs, den er mit folgendem Satz einleitet: Wieso gefällt dir das nicht? Das schaut super aus! Worauf ich ihn frage, warum er mich überhaupt fragt. Anschließend streiten wir laut, ob dieses vernudelte T-Shirt in Ausgewaschen-Weiß als mutiges Fashion-Understatement (er) oder eher als Reibfetz’n taugt (sie). Und ob diese am Popsch ausgebeulte, kurze Hose in Ausgewaschen-Militärgrün exzentrisches Anti-Establishment-Stilmittel ist (er) oder doch eher eine Metapher für die Regression in die Zeit, als der Mann nebenan noch mit Skateboard in die Schule fuhr (sie). Alles in allem ein Fall für den Altkleidersack.

Paaradox-Auftritte: Heute, 2. 7., Leobersdorf; 23. 7., Summerstage; 17. 8. Linz, Rosengarten.

Twitter: @GabrieleKuhn

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

Es stimmt tatsächlich, was meine Frau schreibt (ja, das kommt vor). Ich frage sie mitunter vor dem gemeinsamen Ausgehen, um was für eine Art Veranstaltung in was für einer Art Lokal mit was für einer Art Menschen es sich handelt, um mich stylemäßig zu orientieren. Sie sagt dann gerne: „Pffff, wasweißich, ganz normal halt.“ Was so viel heißt wie Frag’ nicht so blöd, siehst du nicht, dass ich mit mir selbst beschäftigt bin? Aber natürlich informiere ich mich aus gutem Grund. Ich kenne nämlich nur allzu gut ihren subtilen Spockismus – also das wortlose, im Vorbeigehen inszenierte, milden Argwohn andeutende Hochziehen der Augenbraue, das mir en passant signalisiert: Nun denn, wenn du meinst?! Denn irgendetwas passt immer nicht. Was genau, finde ich jedoch meistens erst nach einem investigativen Furioso heraus, weil mir ihr gemurmeltes Hmmdashemdistirgendwiesohmmnajazuderhoseweißnicht keinerlei Aufschlüsse bietet. Und nur deshalb stelle ich laut und deutlich rechtzeitig die Frage: „Geht das eh so?“ Um mir das zeitraubende Zwischenspiel zu ersparen.

Outfitfragen

Originell an der Story ist jedenfalls der Mut der Liebsten, sie zum Kolumnenthema zu machen. Denn ich verrate kein Geheimnis, wenn ich offenbare, dass sich 99 Prozent aller Outfitfragen eher nicht um mich drehen. Mein bevorzugter Dialog. Sie: „Wie schaut das aus?“ Ich: „Toll!“ Sie: „Nein, ehrlich jetzt?“ Ich: „Ehrlich toll!“ Sie: „So lieb. Aber du musst sagen, wenn’s nicht passt.“ Ich: „Eh, schaut toll aus.“ Sie: „Echt?“ Ich: „Ja.“ Sie: „Sag’!“ Ich: „Was?“ Sie: „Weiß nicht.“ Ich: „Schatzi bitte!“ Sie: „Ich geh’ mich schnell umziehen.“

Solo-Programm „Abend mit einem Mannsbild“ wieder im Herbst: 6. 10. Großrußbach, 10. und 11. 10. Schwechat, 17. 10. Graz

michael.hufnagl@ kurier.at

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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