Das darf doch nicht wahr sein

Das darf doch nicht wahr sein
Sonderbares.Seine exklusive Bestellung und ihre impulsive Art der Selbsterkenntnis.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Weil ich dem Mann nebenan alles zutraue – viel Gutes, viel Schwachsinn.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

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Und es geschah, dass ich über folgende Pressemeldung stolperte: „Sammler aus ganz Europa lieferten sich ein Rennen um ein von Pelé signiertes Panini-Sticker-Album der WM 1970. Es wurde zum Rekordpreis von etwas mehr als 12.000 Euro ersteigert.“

Auch viel Schwachsinn

An dieser Stelle las ich aufgrund akuten Herzstolperns nicht weiter, sondern checkte unseren Kontostand. Weil ich dem Mann nebenan alles zutraue – viel Gutes, viel Schwachsinn. Das Ersteigern eines Panini-Pickerl-Albums mit Pelé-Signatur, noch dazu aus dem Geburtsjahr des Fußballirren nebenan, fiele in seine beliebte Kategorie Was soll’s? Man lebt nur einmal! Ich hörte ihn im Geiste bereits argumentieren: Ja aber hallo! Du verstehst das natürlich nicht, aber hier handelt es sich um eine Gelegenheit, die nie, nie mehr wiederkehrt! Sicher würde mir in der Sekunde übel werden, denn seine Hopsassa-Trallala-Argumente hatte ich schon oft gehört. Etwa, als ihm die attraktive Kellnerin auf Teneriffa ein japanisches Mineralwasser aufschwatzte, von dem jeder Schluck so viel kostete wie bei uns ein Achtel Jahrgangsriesling. Ja aber hallo, wo die Señorita doch so urenett war! Eh logisch, da gönnt man sich gerne ein paar Schluckerl vom schweinsteuren Trottelwasser, das nach jahrelang in moosigen Regentonnen gelagertem Schweiß schmeckt. Doch der Mann nebenan vermerkte nur: So erfrischend, es duftet ein bisserl nach Washibadake Südhang! (Anm.: ein 2924 m hoher Berg im japan. Hida-Gebirge). Das also ging mir durch den Kopf, als ich die Sache mit dem Album las. Doch alles umsonst: Ein italienischer Papa hatte das Album für seinen Sohn ersteigert.

Paaradox-Auftritte: 28. 4. im Wiener Rabenhof, 10. 5. in Rothneusiedl (Rothneusiedlerhof)gabriele.kuhn@kurier.at

facebook.com/GabrieleKuhn60

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So sieht das aus, wenn meine Frau den Nachweis erbringen will, dass ich gelegentlich sonderbare Entscheidungen treffe. Sie zieht als Beispiel eine Geschichte aus einer Zeit heran, als wir auf Teneriffa noch mit Pesetas den fünften Pareo kaufen mussten. Oder sogar eine, die es gar nie gab. Ein Panini-Konjunktiv als Indiz für Dolmentum, das ist wirklich bemerkenswert.

Nur zur Sicherheit

Da offenbare ich lieber ein Alltagsjuwel aus der Realität. Erst unlängst brachen die Beschläge unserer Terrassentür mit lautem Krach, worauf uns das schwere Ding fast ins Wohnzimmer gekippt wäre. Nur mit Tischlerhilfe war es möglich, die Tür bis zu ihrer Reparatur als Provisorium zu fixieren. Von da an galt es, sie nur ja nicht mehr zu öffnen. Daher hatte gnä Kuhn, die den Satz Nur zur Sicherheit, man weiß ja nie als eines ihrer Lebensmottos pflegt, die Idee, an der Scheibe ein Schild anzubringen, damit die Tochter sowie Verwandte und Freunde vom fatalen Griff abgehalten würden. Also notierte ich auf ein A4-Blatt den Warnhinweis NICHT ÖFFNEN!!! und fixierte es in Augenhöhe. Von da an dauerte es jedoch nur fünf Stunden, ehe ich am PC sitzend hochschreckte, weil eine mir sehr bekannte Frauenstimme sehr laut rief: „Nein! Nein! Ich bin sooo blöd! Ich bin sooo deppert! Nein! Nein! Nein!“ Ich sprintete ins Wohnzimmer und sah meine Frau, die sich gegen eine Tür stemmte, die nicht von Geister-, sondern von Gabyhand geöffnet worden war. Ich half ihr und sagte zur Beruhigung: „Schatz, du hast natürlich mit jedem Satz sooo recht. Aber ehrlich: Das hätte echt jedem passieren können.“ Und ich fügte an: „Sogar mir.“ So viel Triumph musste sein.

Neu, Solo-Programm „Abend mit einem Mannsbild“, nächster Termin: 6. 4. in der Stadtgalerie Mödling (www.diestadtgalerie.at).

michael.hufnagl@kurier.at

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