Aszendent Gemüse

Aszendent Gemüse
Astrologie & Küche. „Typisch Schütze“, könnte man sagen. Oder sich nur ein bisserl wundern.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Ich schätze, nicht mit Aszendent Hufnagl, dessen Mars im Steak-Haus steht.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Um mich selbst zum Lachen zu bringen, erzähle ich mir gerne kleine Geschichten. Etwa die vom Mann nebenan, als er sich an mich heranmachte. Das ist ein bissl her, aber mir farbenfroh in Erinnerung. Das zentrale Element meines nostalgischen Amüsements: seine Frage, in welchem Sternzeichen ich denn geboren sei. Da wusste ich noch nicht, dass ihm die Astrologie ungefähr so wurscht ist wie mathematische Hyperbelfunktionen, möglicherweise sogar noch wurschter. Rückblickend finde ich seinen Versuch, sich so bei mir einzuschleimen, daher extrem komisch.

Haare auf der Zunge

Umso lustiger hatte ich es, als das Buch mit dem Titel „So kochen Sie Ihren Partner ein – Essen nach Sternzeichen“ (Edition Besser Leben) bei mir landete. Flink blätterte ich bis zum Schützen, er ist ja Dezember-Geborener. Da schrammte ich knapp am Lach-Koma vorbei, weil hier tatsächlich stand: „Schütze – der unkomplizierte Kosmopolit“. Kosmopolit, na ja. Aber „unkompliziert“? Bei Paradeisern kriegt der Sensible Haare auf der Zunge und verlangt nach Riechsalz. Hat sich auch nur ein einziges mariniertes Salatblatterl zu ihm verirrt, bricht er die Nahrungsaufnahme ab und ordert einen frischen Teller ohne diese Zumutung. Käse hält er für etwas, das nur Wiederkäuer essen sollten – dazu haben die ja vier Mägen. Oliven verwendet er höchstens, um nach mir zu schießen, oder nur in flüssiger Form. Polenta hält er für Kleinkind-Kost – genauso wie Grießkoch, Milchreis und Müsli. Ich schmökerte weiter im Buch – und zwar in der Rubrik „So kochen Sie einen Schützen ein“. Da stand: „Außerdem gibt es bei diesem Sternzeichen überraschend viele Vegetarier.“ Ich schätze, nicht mit Aszendent Hufnagl, dessen Mars im Steak-Haus steht. In diesem Sinne: Genießen Sie Ihr Fest, frohe Weihnachten!

Twitter: @GabrieleKuhn

Er

Nun, vorweg sei zu jenem verhängnisvollen Abend, als ich „der Kuhn“ erstmals meine volle Aufmerksamkeit geschenkt habe, zweierlei erwähnt: Erstens habe ich mich nicht, wie sie schreibt, bei ihr „eingeschleimt“. So etwas tat ich nie, und schon gar nicht in meiner Funktion als Romantiker. Viel eher habe ich eine vortreffliche umgarnungsmäßige Erstversorgung eingeleitet. Und diese, wie sich ja jetzt nach vielen Jahren herausstellt, sollte ihr fürwahr nicht zum Schaden gereichen. Zweitens hatte ich dank präziser Recherchen gewusst, dass die gute Frau zu vorgerückter Stunde gerne den einen oder anderen geistigen Transit in astrologische Parallelwelten unternimmt. Weshalb es mir passend erschien, Weisheiten wie „Das Taghaus des Jupiter ist ja der Schütze“ quasi en passant als Eisbrecher aus dem Ärmel zu schütteln. Obwohl ich bis heute nicht weiß, worum es in diesem Satz geht.

Gekränkter Stolz

Letztendlich ist das auch völlig wurscht. Aber hätte ich ihr damals nicht spitzfindig die Sterne von Himmel geholt, könnte sie heute nicht ihr paaradoxes Scherflein zum Eheleben beitragen. Und sei es nur, um mir via Kolumne wieder einmal auszurichten, dass ich ein komplizierter Esser bin. Was aber a) gar nicht stimmt und b) lediglich der gekränkte Stolz ist, weil ich im Angesicht einer Zucchinilasagne à la Gabriele nicht weinend vor Glück auf die Knie sinke und jubiliere „Ach, wäre doch jeden Tag Kürbisgemüsetag!“

Ich habe mich aber an irrationale Vorwürfe („Warum magst du keine Paradeiser, jeder Mensch mag Paradeiser?!“) gewöhnt. Und auch an die Sinnlosigkeit der Erklärung, dass ich ja nicht ihr zu Fleiß bei einem Versandkatalog sensible Geschmacksnerven bestellt habe. Daher sage ich meistens nur: Als Taghaus des Jupiter hat man’s halt nicht leicht.

Twitter:@MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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