Wer glaubt, dass er die Wahrheit gepachtet hat, ist noch lange nicht im Recht

von Birgit Braunrath

über Politiker, die "Fake News!" rufen, sobald es unangenehm für sie wird

Lässt sich die Wahrheit pachten? Versucht wurde das zu jeder Zeit. Aber wer sie gepachtet hat, ist noch lange nicht im Recht. Selten wurde so heftig um die Wahrheitshoheit gebuhlt wie seit der Fake-News-Debatte: Facebook meldete gestern, dass man mit einem eigenen „Journalism Project“ gegensteuern wolle. Und in Tschechien sorgt das neue „Abwehrzentrum gegen Fake News“ für Streit auf höchster Ebene, wer das Monopol auf Wahrheit habe.

Doch Fake News sind in ihrem ursprünglichen Sinn offensichtlich vorgetäuschte Nachrichten; Meldungsimitate, die als Satire erkennbar sind. Fake News nehmen gar nicht für sich in Anspruch, wahr zu sein. Deshalb ist es unsinnig, wenn unter Druck geratene Politiker, die sich der Wahrheitsfindung entziehen wollen, heute reflexartig: „Fake News!“ twittern und das für die neue Teflon-Taktik halten.

Bert Brecht wusste schon vor der Erfindung von Twitter: „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ Und wer sie pachten will, der wird auffliegen.

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