So wunderbar unwichtig

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Und man muss das Ganze auch überhaupt nicht ernst nehmen.

von Guido Tartarotti

über das Schönste und Zweitschönste am ESC.

Das Schönste am Song Contest ist ja das: Er erspart es uns, über andere, weniger schöne Dinge zu reden. Er liefert Stoff, um Gespräche zu füllen. Warum bekam der ORF-Vertreter von den Jurys 93 Punkte, von den Zuschauern keinen? Ist der Fado wirklich der einzige Musikstil, der so heißt, wie er klingt? Seit wann wird in Rumänien gejodelt? Warum ist das Abstimmungsprozedere so gebaut, dass die Spannung am Ende am geringsten ist?

Der ESC hat in Wahrheit mit Musik nur am Rande zu tun, und er ist auch keine EM im Gutsingen. Die Lieder sind nur ein Vorwand, Glitzerhemd und Federboa hervorzuholen und heftig Party zu machen. Eine Party, in der es um Fröhlichkeit und Vielfalt geht, und darum, dass es völlig in Ordnung ist, wenn man nicht der Norm entspricht, man gewinnt dann vielleicht sogar. Und man muss das Ganze auch überhaupt nicht ernst nehmen, sondern darf nach Herzenslust drüber lachen.

Denn das ist das Zweitschönste am ESC: Er ist, im Unterschied zu vielen anderen, weniger schönen Dingen in den Schlagzeilen, überhaupt nicht wichtig.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" läuft am 23. Mai im Theater am Alsergrund, am 31. Mai in der Kulisse Wien und am 8. Juni im Casino Baden.

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