Marmor, Stein und Eisen brechen.

von Guido Tartarotti

über statisch bedenkliche Liebes-Rituale.

Liebe ist ja angeblich die am stärksten wirksame Chemikalie im Universum. Aber sie ist, wie jeder Liebende schon schmerzvoll erfuhr, zeitlöslich. Sie verdunstet nicht selten unter der Einwirkung der Jahre. Vermutlich sind deshalb so viele Paare bemüht, der Halbwertszeit ihrer Gefühle durch Gesten, Schwüre und Verträge entgegenzuwirken. (Die Ehe ist ja letztlich ein Termingeschäft, eine Spekulation auf Gefühle in ferner Zukunft.)

Eines dieser Beschwörungsrituale wird in jüngster Zeit immer populärer: Schlösser an Brückengeländern. So populär, dass Statiker vor Problemen warnen – das Gewicht der Tausenden Schlösser könnte zu groß werden. Marmor, Stein und Eisen brechen: Die Schlösser haben beispielsweise jetzt an einer Brücke in Hannover Schäden am denkmalgeschützten Geländer verursacht, die Stadt sucht nach Lösungen.

Das Problem wäre wesentlich geringer, würden Ex-Liebende nach dem Ende ihrer Beziehung ihr Schloss wieder entfernen. Aber stattdessen hängen sie vermutlich schon neue Schlösser mit neuen Partnern an.

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