Land der Satire

Mittwochmittag fuhr auf Twitter und Facebook der Erregungspegel in die Höhe: Edward Snowden sei in Wien gelandet, hieß es. Unter Berufung auf ein Medium namens dietagespresse.com wurde gemeldet, Snowden habe hier um Asyl angesucht. Die Begründung des Whistleblowers (in heimischen Fernsehsendern gerne „Wistlbloa“ ausgesprochen): Er sei von der Trägheit der österreichischen Justiz „zutiefst beeindruckt“. Wegen Anfragen internationaler Medien sah sich sogar das Außenministerium genötigt, eine Stellungnahme anzugeben.

Denn natürlich ist die Meldung frei erfunden. Die Tagespresse ist ein Satiremagazin, das nur Spaß-Nachrichten verbreitet: Jörg Haiders Gesicht in Mistelbach auf Schnitzel erschienen/Strache fordert, die Grenzen für Hochwasser zu schließen/Wiener Linien führen Businessclass ein.

Dass eine Satire-Meldung mit Österreich-Bezug geglaubt wird, deutet möglicherweise darauf hin, dass wir längst Satire sind. Die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Comedy wird immer schwieriger.