Die Aktion zeigt, welch absurden Spagat die Gesellschaft zum Thema Sexualität vollführt

von Birgit Braunrath

über die Facebook-Zensur der Venus von Willendorf

Was im Schulunterricht Stoff ist, kann für Facebook zu wenig Stoff sein, um als herzeigbar zu gelten.

Wie jetzt bekannt wurde, hat Facebook im Dezember 2017 ein Posting mit der „ Venus von Willendorf“ zensuriert. Die berühmteste Frauenskulptur der Welt, die in einer Tresor-Vitrine im Naturhistorischen Museum gezeigt wird, hat noch nie einen Museumsbesucher dazu veranlasst, sie wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses aufzufordern, ihre Brüste zu bedecken. Für Facebook war sie zu nackt.

Diese Aktion ist nicht nur lächerlich, sie macht deutlich, welch absurden Spagat die Gesellschaft zum Thema Sexualität vollführt: Während das Internet immer mehr Menschen dazu animiert, Fotos ihrer intimsten Körperregionen – in diversen Erregungszuständen – über Kommunikationsdienste zu versenden, stößt man sich an den steinernen Brüsten einer Skulptur. Und während der Pornokonsum rasant wächst, sind Themen wie Sexualität und Nacktheit mit immer mehr Scham behaftet. Zwischen Pornografie und Bigotterie bleibt kaum noch Raum für Intimität.

Kommentare