Loslass-Schmerz

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Loslassen ist Voraussetzung für das Ankommen.

von Guido Tartarotti

über Politik und Medizin.

In der Medizin kennt man das „Blumberg-Zeichen“: Wenn man jemandem in den Bauch drückt, und der Schmerz entsteht erst, wenn der Druck wieder gelöst wird, kann das ein Hinweis auf eine Blinddarmentzündung sein. Man nennt dieses Phänomen auch „Loslass-Schmerz“. Es ist nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Politik zu beobachten.

Am meisten Schmerzen bereitet es dem Politiker, seinen Sessel loszulassen (nicht nur die österreichische Sprache, auch die gute Sitte verbietet es, hier das Wort „Stuhl“ zu verwenden). Wenn einem Bundeskanzler von Parteigenossen ausgerichtet wird „Werner, lass los“, dann kann man davon ausgehen, dass das dem Loslassunwilligen ungefähr so angenehm ist, wie in den Bauch gedrückt zu werden.

Loslassen“ gehört zum Verbalrepertoire der Generation Baumumarmer (so wie „Komm erst mal an“ oder „Wie geht’s dir damit?“). Aber es stimmt schon: Loslassen ist die Voraussetzung für Ankommen. Und wenn man nicht zu hart fällt, geht es einem dann gar nicht so schlecht damit.

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