Kranker Wahlkampf

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Norbert Hofer wird kein Attest über seine Gesundheit vorlegen. Gut so.

von Birgit Braunrath

über den Wahlkampf

Heute also kein Auszug aus einer Gesundheitsakte: Norbert Hofers Wahlkampfteam gibt bekannt, dass von ihrem Kandidaten kein ärztliches Attest veröffentlicht werde.

Gut so. Noch besser wäre es allerdings gewesen, man hätte den eigenen Anhängern schon längst nahegelegt, öffentliche Verleumdungen gegen den anderen Kandidaten einzustellen. Denn jemandem bewusst schaden zu wollen, indem man ihm eine Krankheit andichtet, ist infam und stellt überdies all jene, die tatsächlich an dieser Krankheit leiden, ins Abseits.

Die Dreckschleuder als Wahlkampfinstrument ist ja nicht neu, die erfundene Krebsdiagnose sehr wohl.

In den USA sind ärztliche Atteste ein selbstverständlicher Teil von Wahlauseinandersetzungen. In den USA bestehen Wahlkämpfe aber auch schwerpunktmäßig aus gegenseitigen Anwürfen, dem Ausgraben absurder Anschuldigungen und dem täglichem Anpatzen des Gegenkandidaten noch vor dem Frühstück. Wer am Ende am wenigsten dreckig ist, gewinnt, vielleicht.

Uns ist dieses Ritual bisher weitgehend erspart geblieben. Doch der Kampf mit erfundenen Krankheiten ist ein Tiefpunkt und legt die folgende Diagnose nahe: Dieser Wahlkampf ist krank.

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