Fasten-Fasten

Durch Verzicht macht sich der Verzichtende interessant.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Vielleicht gibt es ja bald einen ganz neuen Trend: Verzicht aufs Verzichten.

von Guido Tartarotti

über die Mode des Fastens

Der Verzicht ist heute das größte Statussymbol. Jeder, der etwas aus sich machen will, macht irgendwas nicht, und hängt diesem Vorgang das Wort "Fasten" an. Alkohol-, Zucker-, Auto-, Handy-, Nasenbohr-Fasten. Ganz neuer Trend: Das "Sex-Fasten".

Durch Verzicht macht sich der Verzichtende interessant. In zweierlei Hinsicht. Erstens muss man etwas haben, um darauf zu verzichten (wer nichts zu essen hat, der fastet nicht, sondern er hungert). Jemand, der sagt, "ich mache jetzt Sex-Fasten", der sagt: Ich könnte ja dermaßen viel, wenn ich nur wollte. Zweitens sagt der Verzichtende allen Nichtverzichtenden: Ich bin euch überlegen, denn ich habe ja so viel Selbstdisziplin. Askese ist immer auch Selbstschmuck.

Interessanterweise wird schon in der Bibel der Verzicht als eine Spielart der Eitelkeit dargestellt: "Wenn ihr aber fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler (...) Hütet euch, eure Gerechtigkeit zur Schau zu stellen."

Vielleicht gibt es ja bald einen ganz neuen Trend: Verzicht aufs Verzichten. Das Fasten-Fasten.

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