Als gäb's kein Gestern

So betrachtet, war das Mistjahr 2017 ein echt gutes Jahr

Über die Wechselwirkung von Jahresrückblick und Punschkonsum

Auf Seite 38 der sonntägigen Printausgabe des KURIER stellt Tex Rubinowitz die derzeit vielleicht aktuellste Frage: „Wer schaut eigentlich Jahresrückblicke, wenn das Jahr eine einzige Katastrophe war?“ Ja, wer?

Gegenfrage: Was wäre denn die Alternative? – So zu tun, als gäb’s kein Gestern? Augen zu, und 2017 verdrängen, noch bevor 2018 es verdrängt? Oder lieber den Jahresrückblick von 1976 ausgraben, weil da die Welt - zumindest in der verklärten Erinnerung - noch in Ordnung war?

Viele Menschen berichten gerade heuer von gravierenden persönlichen Dramen, Verlusten, Unfällen. Endlose Schlagzeilen erzählen von Attentaten, Krieg und Zerstörung, von politischer Kopf- und menschlicher Ausweglosigkeit.

Da wendet man sich gern ab – und dem Punsche zu. Denn Rum ist ein gnädiger Weichzeichner. In seinem Nebel sieht man nur unscharf, was man lieber nicht sehen will. Aber gerade in einem Katastrophenjahr lohnt sich der Blick zurück. Katastrophen sind Lehrstücke, die einen ungefragt weiter bringen. Oder, wie eine Bauernweisheit sagt: Der reichste Bauer hat den größten Misthaufen. So gesehen, war das Mistjahr 2017 ein echt gutes Jahr.

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