My Home is my Button

Natascha Marakovits

Natascha Marakovits

Die Gesichter scheinen an diesen ersten Tagen mit Zuckerentzug noch eine Spur grantiger zu sein

von Mag. Natascha Marakovits

über selbst auferlegte Fastengebote

Ahhhh, morgen ist es soweit, daher heute noch alle Sünden gegönnt... In meiner Timeline auf Facebook türmten sich vergangene Woche Berge von Schokolade und Kuchen. Montag und Dienstag musste noch gevöllert werden was das Zeug hält bzw. in den, noch von den Weihnachtsfeiertagen ausgedehnten, Bauch passt. Schließlich war am Mittwoch Schluss mit lustig. Die Fastenzeit und damit die Zeit des Verzichts hat begonnen.

In meinem Umfeld wird vor allem gerne auf Süßes verzichtet. Da bäckt die Kollegin dann statt normalem eben Proteinkuchen. Ohne Zucker versteht sich, dafür mit einer Extraportion Eiweiß für die Muckis. Blickt man sich in der U-Bahn um, ist das anscheinend der Renner unter den Fastenvorsätzen. Die Gesichter scheinen an diesen ersten Tagen mit Zuckerentzug noch eine Spur grantiger zu sein. Oder liegt es doch nur an der unausweichlichen Rückkehr nach den Semesterferien vom strahlenden Sonnenschein am Berg mit dem besten Kaiserschmarren in den grauen Alltag mit Kantinenfutter? Man weiß es nicht.

Auch ich habe überlegt, ob ich mir ein Fastengebot auferlege. Nichts Süßes oder keinen Alkohol. Wäre ja beides nicht so verkehrt. Nach langem Hin und Her wurde dann doch nichts daraus. Dafür habe ich etwas anders entdeckt: Handyfasten.

Laut dem Mobile Communications Report 2017 besitzen 94 Prozent der Österreicher ein Smartphone, die tägliche Handynutzung liegt bei mehr als drei Stunden pro Tag. Drei Stunden? Puh, ob ich da noch in der Norm liege? Ich habe mich daher entschlossen, nicht den Gürtel enger zu schnallen, sondern den Home-Button öfter ungedrückt zu lassen – sprich, ich bin auf Smartphone-Entzug. Das Handy bleibt in der U-Bahn in der Tasche. Dafür bekomme ich mehr von den grantelnden Zuckersüchtlern um mich herum mit. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Doch was wäre ein Verzicht ohne Resultate. Um zu sehen, wie viel Zeit man am Handy hängt, kann man eine App installieren. Also muss ich den Home-Button drücken. Zur Kontrolle. Wofür sonst?

eMail: natascha.marakovits@kurier.at

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