Handylos

Julia Pfligl

Es fühlt sich eigenartig an, zumal es beim Smartphone-Besitz ja schon lange nicht mehr ums Telefonieren geht.

von Julia Pfligl

über die Zeit ohne Handy

"Jetzt gib endlich mal das Handy weg!!" Oft wurde mir dieser Satz in den vergangenen Jahren (zurecht) um die Ohren gehauen. Als artiges Kind habe ich der elterlichen Aufforderung nun Folge geleistet: Samstagnacht, ein Club in der Innenstadt, dankbare Gin Tonics, tanzbare Musik. Nur die Tasche nervt - und wird, in einem Moment geistiger Umnachtung und zugunsten der besseren Beweglichkeit, kurz abgelegt. Ja, das ist dumm. (Und so hat das meine Mutter bestimmt nicht gemeint.)

Ich bin jetzt also handylos, ungefähr zum ersten Mal seit der letzten schwarz-blauen Regierung. Es fühlt sich eigenartig an, zumal es beim Smartphone-Besitz ja schon lange nicht mehr ums Telefonieren geht. In der Nacht laufe ich drei Mal panisch zur Küchenuhr, weil ich Angst habe, ohne Wecker zu verschlafen. Ich muss wieder lernen, ohne Musik U-Bahn zu fahren (möglich, aber sinnlos). Ich fühle mich chronisch unterinformiert, weil ich in der Früh nicht sofort Twitter auswendig lerne.

Aber: Ich schaffe es auch wieder, abends mehr als eine Seite zu lesen. Ich spreche persönlich(er) mit Freundinnen, weil ich mich nicht mehr in WhatsApp-Gruppen berieseln lassen kann. Ich beschäftige mich mit anderen Dingen als mit den Avocadobroten wildfremder Instagram-Menschen. Ja, so ein unfreiwilliges Experiment ist nicht nur schlecht. In other words: Mama - du hattest recht!

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