Kein Schmäh-Tandler

Uwe Mauch

Uwe Mauch

Man sagt ihm guten Humor nach. Den brauchte er auch.

von Mag. Uwe Mauch

über Julius Tandler

Man sagt ihm guten Humor nach. Den brauchte er auch, denn als man den Sohn mährischer Zuwanderer aus Jihlava (Iglau) in Wien zum Leiter des Anatomischen Instituts ernennt, wird er von den christlich-sozialen Ahnen der ÖVP wüst beschimpft. Von „Verjudung der Universität“ ist die Rede. Als Julius Tandler 1919 in den Wiener Gemeinderat gewählt wird, ist er erneut Zielscheibe antisemitischer Attacken. Und als im Februar 1934 jene antidemokratischen Kräfte endgültig die Oberhand gewinnen, sperren sie den Arzt und sozialdemokratischen Stadtrat für das Wohlfahrts- und Gesundheitswesen kurzerhand ins Gefängnis.

Heute wird allen Ernstes darüber debattiert, ob man nicht den Julius-Tandler-Platz umbenennen sollte. Denn angeblich sei der Genannte ein Wegbereiter der mörderischen Euthanasie-Ärzte des Nationalsozialismus gewesen. Angeblich ...

„Man soll Julius Tandler an seinen Taten messen“, erklärte die Kuratorin Lilli Bauer bei der Eröffnung der Ausstellung Der Traum vom "neuen Menschen" im Waschsalon im Karl-Marx-Hof (zu sehen bis 1. Mai 2017). Auszug seiner Taten: Ihm verdankt Wien städtische Mutter- und Eheberatungsstellen, Kindergärten, -freibäder, Fürsorgeeinrichtungen, Obdachlosenasyle sowie das Kinderwäsche-Paket für alle. Kein Schmäh.

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