leseZEICHEN: Kitsch

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Michael Horowitz über den neugestalteten Wiener Wurstelprater.
Michael Horowitz

Michael Horowitz

Kitsch. Plastikblumen aus dem Wurstelprater. Die stets gut gelaunten Gartenzwerge und goldene Engerln - Kitsch erinnert an die heile Welt der Kindheit, obwohl man weiß, dass damals nichts besser war als heute. Die Flucht vor der Realität kann trösten, manchmal tut schlechter Geschmack gut. Man ist gerührt vor der eigenen Rührung. Oft sind die Grenzen zwischen dem Echten, Wertvollen und dem Rührseligen, Geschmacklosen fließend - Künstler wie Jeff Koons oder David LaChapelle zitieren und arbeiten längst mit trivialen Mitteln des Kitschs und werden dafür als Kultfiguren gefeiert. Man spricht von ästhetischem Antagonismus, wenn man nicht genau weiß, was wo in der Kunstszene einzuordnen ist. Für den scharfzüngigen Literaten Kurt Tucholsky war Kitsch das Echo der Kunst. Den neugestalteten Wiener Wurstelprater kannte er allerdings nicht.

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