Ein Juwel im Zeitalter der Festivalitis

Die Stadt Wien scheint gar nicht zu wissen, welchen Stellenwert ImPulsTanz hat.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

ImPulsTanz ist das einzig relevante Festival, das es im Sommer in Wien gibt.

von Gert Korentschnig

über den Stellenwert von ImPulsTanz

Versuchen wir zunächst einmal festzumachen, wovon künstlerisch die Rede ist, wenn wir von ImPulsTanz sprechen, ehe wir uns dem schnöden Mammon zuwenden. ImPulsTanz ist das einzig relevante Festival, das es im Sommer in Wien gibt. Es ist ein Festival, um das die Stadt anderswo beneidet wird. Es bringt Künstler nach Wien, die für einen Innovationsschub sorgen, den man während des restlichen Jahres oft vermisst. Es hat eine beachtliche Auslastung (96 %) – auch wenn das nicht das relevanteste Kriterium ist. Vor allem aber hat es eine große und treue Fangemeinde, die, was das Durchschnittsalter betrifft, weit jünger ist als bei anderen Institutionen. Zugegeben: ImPulsTanz ist nicht berühmt dafür, ein produzierendes Festival zu sein, hat es dadurch also leichter als Festspiele, die primär auf Eigenproduktionen setzen. Die Gastspiele, die dank ImPulsTanz in Wien stattfinden, sowie die Uraufführungen, zu denen es alljährlich kommt, haben aber eine Relevanz, die weit über Tanz hinausreichen und ein Turbo-Boost für das ganze Theater-Genre sind.

An diesem Wochenende geht das Festival zu Ende, und Intendant Karl Regensburger und sein künstlerischer Partner Ismael Ivo haben sich in den vergangenen Tagen mit scharfen Worten über die zu geringe finanzielle Ausstattung des Festivals beschwert. Nun sind sie mit ihren ökonomischen Schwierigkeiten nicht alleine. Wie man jedoch von Seiten der Stadt Wien mit ImPulsTanz umgeht, dokumentiert besonderen Zynismus. Weil das Geld fehlte, konnte das Festival heuer 27 internationale Compagnien nicht einladen. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Subventionszusagen fehlt jede Planungssicherheit. Und auf seine Bitte nach Gesprächen über eine Anpassung der Subvention (zurzeit 2,1 Millionen) hört Regensburger, dass man im Kulturamt gerne bei Einsparungen helfe. Eine solche ignorante Haltung geht von der völlig falschen Annahme aus, Kunst werde von der Politik gemacht.

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