Die Erbengeneration

Joseph Corré hat Sex-Pistols-Devotionalien im Wert von sechs Millionen Euro verbrannt. Punk ist trotzdem gestorben.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Er bekam angemessen fade Reaktionen: Spießer waren entsetzt, der Rest zuckte mit den Achseln

von Philipp Wilhelmer

Über Joseph Corrés Verbrennung von Sex Pistols-Devotionalien

Der Sohn von Malcolm McLaren und Vivienne Westwood, Joseph Corré, hat sich seines Erbes entledigt: Der Modedesigner steckte am Wochenende seine Sammlung an Sex-Pistols-Devotionalien publikumswirksam in Brand. Sechs Millionen Euro soll die Sammlung wert sein, die der bekennende Fan der legendären britischen Punkband auf einem Boot in Flammen aufgehen ließ. Er wollte damit gegen die Vermarktung des 40-Jahr-Jubiläums der Single „Anarchy in the UK“ als Punkjubiläum protestieren.

Er bekam angemessen fade Reaktionen: Spießer waren entsetzt, der Rest zuckte mit den Achseln. Wäre nicht die seltsame Aktion Corrés, man wüsste gar nicht, dass Punk großen Geburtstag feiert. Würde man die große Bewegung heute auf ihre Relevanz abklopfen, man hätte nur Staub in den Händen. Und die Selbstvermarktung der Familie Westwood/Corré. Mama Vivienne bezieht ihre Inspirationen immer noch aus der wilden Zeit der Pistols (die Vater Malcolm ersann), Sohn Joseph tat dies über lange Jahre mit seinem Unterwäsche-Label ebenso (bis er es für einen zweistelligen Millionenbetrag verkaufte).

Wer sich den öden Status quo anschauen will: Geschäfte beider Marken befinden sich in Wien nebeneinander. Wobei es in puncto Punk nur noch wenig zu sehen gibt.

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