Monster-Mutter Nr. 1

Doris Knecht
Die Familie auf dem Schnappschuss lacht fröhlich in die Kamera: Vater, Mutter, Tochter, Sohn.
Doris Knecht

Doris Knecht

Speziell die Mutter wirkt nett und unkompliziert – und ist derzeit dennoch Amerikas Nr.-1-Monster-Mum. Die New Yorkerin Dara-Lynn Weiss beschrieb nämlich in der aktuellen Vogue, wie sie ihre siebenjährige Tochter Bea zwang, in einem Jahr acht Kilo abzunehmen. Der gnadenlos bissige Frauen-Blog jezebel.com (Empfehlung, übrigens) nannte Weiss dafür „the most fucked up, selfish women to ever grace the magazine’s page“, was man nicht übersetzen muss. Das Netz ist voll mit ähnlichen Reaktionen. Wobei sich die Autorinnen – zumeist ebenfalls Mütter kleiner Töchter – einig darüber sind, dass das Übergewicht von Kindern ein ernst zu nehmendes individuelles und soziales Problem ist, gegen das man etwas tun muss.

Uneinig ist man sich über die Methodik, wobei jene von Weiss auf fast allgemeine Ablehnung stößt: Sie erzählt, wie sie ihre Tochter vor anderen Kindern demütigte, sie auf Kinderpartys in laute Diskussionen über die Schädlichkeit von Kuchen verwickelte, ihr die Freitags­pizza verbot und, wenn das Kind den Tag über zu viele Kalorien zu sich genommen hatte, das Abendessen strich. Selbst Diät-Ärztinnen verurteilten Weiss für ihr drakonisches Vorgehen: und dafür, dass sie Essen für ihre Tochter zu etwas Bösem, Verbotenem machte, anstatt sie – mit vielleicht langsamerem Erfolg – einen selbstverantwortlichen Umgang zu lehren. Und sich dabei noch selbst bemitleidete, weil sie das Gejammer ihrer Tochter ertragen musste.

Immerhin: Es wird sie reich machen. Sie hat, wie „Tiger-Mom“ Amy Chua, schon einen fetten Buchdeal in der Tasche. Es lohnt sich wenigstens, eine böse Monster-Mutter zu sein.

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