Es muss etwas geschehen, jetzt sofort

Doris Knecht

Doris Knecht

Die Regierung macht Urlaub, lässt sich bei Wein-Verkostungen fotografieren. Man geniert sich so.

von Doris Knecht

über die Zustände in Traiskirchen

Es tut mir leid, ich kann nicht aufhören, über die Zustände in Traiskirchen zu schreiben. Gestern sprach ich mit der Caritas-Mitarbeiterin Bettina Riha-Fink, die momentan die meiste Zeit im Lager verbringt. Seit zwanzig Jahren arbeite sie schon für die Caritas, so was habe sie noch nie gesehen: Jetzt besorgt sie gerade Schlafsäcke für Kinder, die im Freien auf der Erde schlafen.

Sie hat das fotografiert und auf die "Wir helfen"-Seite der Caritas auf Facebook gestellt: ein Baby, dessen Kopf von der Decke, auf der es schläft, gerutscht ist, auf die nackte, schmutzige Erde. Hunderte schlafen ohne Dach im Freien, auch bei Regen. Die Leute werden krank, auf einen Arzt müssen sie acht, neun Stunden warten, und kommen dann oft nicht mehr dran. In der Zeit können sie sich nicht für ihr Essen anstellen, was etwa zwei Stunden dauert. Frau Riha-Fink hat die endlose Schlange vor der Essensausgabe fotografiert, in der prallen Sonne, sowie unfassbare hygienische Zustände im Lager. Sie berichtet von der Mutter eines Neugeborenen, die keine Milch hat, und weil sie im Lager kein Milchpulver bekommt, fütterte sie das Baby mit billiger Haltbarmilch, acht Tage lang, bis es vor Schmerzen nur noch schrie. Die Regierung macht Urlaub, lässt sich bei Wein-Verkostungen fotografieren. Man geniert sich so. Wie kann so etwas in Österreich passieren? Ist das Wahlkampf? Sollen solche Bilder einem Drittel der Wähler zeigen, dass die Regierung für die Flüchtlinge das seiner Meinung nach Richtige tut, nämlich: nichts? Wenn es nicht Wahlkampf ist, muss man jetzt etwas unternehmen.

Die Caritas hilft, und die Bevölkerung. Momentan werden Rucksäcke und Sporttaschen gebraucht (keine Koffer), Shirts für Buben und Männer, unisex-Sportschuhe. Man kann das am Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr am Stadionparkplatz abgeben, zwei Journalisten fahren das dann nach Traiskirchen. Und man kann 20 Euro oder mehr spenden: Konto AT 16 3100 0004 0405 0050, Kennwort "Schlafsack/Traiskirchen"; für ein Kind, das im Freien am Boden schläft.

Kommentare