1,3 WM-Spiele = 1 Bachmann-Preis
Ihre Abschaffung ist ein Fanal, dass dem ORF Kultur jetzt echt blunzn ist.
Am 10. April gab ORF-GI Wrabetz bekannt, dass der ORF sich wieder ein paar Rechte gekauft hat. Und zwar die Rechte an allen Spielen der Fußball-WM 2014, 2018 und 2022, der Bundesliga, der Ersten Liga, dem ÖFB-Cup und der UEFA-Europa-League, sowie an allen EM- und WM-Qualifikationsspielen der Fußball-Nationalmannschaft bis 2018.
Am 20. Juni kündigte Wrabetz das Ende des Bachmann-Preises an: Der ORF muss sparen, man könne sich die Bachmann-Tage nicht mehr leisten und ziehe sich zurück. Der ORF kann damit die 350.000 Euro, die das Literaten-Wettlesen jedes Jahr kostet, für wichtigere Dinge ausgeben: zum Beispiel für 1,3 der 64 Spiele der Fußball-WM 2014, von denen der ORF jedes einzelne überträgt, wofür vermutlich wieder über 100 Vollzeit-Mitarbeiter eingesetzt werden, im Studio und vor Ort. Die Presse errechnete 2012, dass jedes einzelne WM-Spiel, egal wie unwichtig, dem ORF 265.625 Euro kostet; genau drei Viertel Bachmann-Preis also.
Natürlich fragen sich viele, und vielleicht auch Sie: Was brauch ich den deppaten Bachmann-Preis, den schau ich eh nicht. Und ganz ähnlich denken Hunderttausende ÖsterreicherInnen inkl. mir auch: bei jedem Fußball-Spiel, bei jedem Skirennen, bei jedem Skispringen und bei jeder einzelnen Formel-1-Übertragung seit Anbeginn der TV-Zeitrechnung. Nichts davon interessiert uns, null. Trotzdem zahlt der ORF jedes Jahr Hunderte Millionen Euro von unseren Gebühren dafür und überträgt zu den besten Sendezeiten.
Die Leute sollen im ORF Fußball sehen, Ski-Rennen und Formel 1, alles ok. Aber der ORF hat auch die Verpflichtung, uns den Bachmann-Preis zu zeigen und ein Publikum abseits der Quote zu bedienen: Mit intelligenter Unterhaltung und Kultur. Die Bachmann-Tage gehören dazu, sie gehören zum ORF und zu Österreich. Sie sind essenziell für junge Autorinnen und Autoren, sie schaffen ein Bewusstsein für neue Literatur. Ihre Abschaffung ist ein Fanal, dass dem ORF Kultur jetzt echt blunzn ist.
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