Jetzt erst Knecht: Er hat uns Freude gemacht
Als sich die Nachricht von Thomas Seidls Tod im Netz verbreitete, wünschte man sich im ersten Schock, es sei nur eine merkwürdige H.A.P.P.Y.-Aktion. Man hoffte, dass Herr Tomtschek, wie er sich nannte, jetzt gleich aus einer bizarren, selbst genähten Plüschfigur springen und mit breitem Grinsen verkünden würde, dass alles nur ein Schmäh war. Und wusste schon: Nein, das ist nicht Thomas Seidls Humor. Tomtscheks Humor hatte nichts Morbides, nichts Schwarzes. Sein Humor war weich, warm und flauschig, pink, orange und gelb, sein Humor war liebevoll, albern, strahlend und nett, er machte einen lächeln, grinsen und laut hinauslachen. Er machte einen froh.
Ich lernte Thomas Seidl vor mehr als zwanzig Jahren in der Blue Box kennen, wo er damals kellnerte. Und wo Wien begann, H.A.P.P.Y. zu werden, als er gemeinsam mit seinem Lebensgefährten und einer schnell wachsenden Schar von H.A.P.P.Y-Aktivisten das coole Lokal jede Woche in eine knallbunte Plüsch-Wunderwelt voller fantastischer Figuren und Ideen verbastelte, vernähte, verhäkelte. Die wurde für die H.A.P.P.Y.-Happenings bald zu klein und übersiedelte ins WUK. Tomtschek drehte mit H.A.P.P.Y. Filme, machte TV, führte Musicals und S.O.A.P.s auf und buk letzten Sommer im "Kuchenloch" Süßes: Seine Kreativität war - wie "Haare am Popo: das wunderbare H.A.P.P.Y.-Buch" famos dokumentiert - ohne Grenzen. Er lebte vor, dass man nie zu alt ist für eine fröhliche Kindheit. Thomas Seidl kam vergangene Woche bei einem Unfall ums Leben. Er hat uns Freude gemacht; er wird vermisst bleiben, und unvergessen.
Kommentare