Im wilden, wilden Westen
Einer der besten Aspekte am Kolumnenschreiben: Man lernt so viel dabei.
Einer der besten Aspekte am Kolumnenschreiben: Man lernt so viel dabei, weil man da draußen von Menschen gelesen wird, die es in manchen Belangen besser wissen und bereit sind, dieses Wissen zu teilen. Im besten Fall auf freundlich unbesserwisserische Weise. Diesfalls geschah das im Zusammenhang mit meiner alljährlichen Paradeiser-Odyssee, die so angelegt ist, dass ich jedes Frühjahr hoffnungsschwangere Versuche starte, Paradeiser anzubauen und jeden Sommer frustriert so gut wie keine ernte. Das völlige Scheitern des letztjährigen Ansinnens, die Pflanzen unter einer Folien-Pawlatsche zu Wachstum und Fruchtausbildung anzuregen, ließ mich die Pflanzen heuer in verzweifeltem Grimm ungeschützt an der Waldviertler Westwand aufstellen.
Leser Peter T., der ebenfalls Jahr für Jahr im Waldviertel Tomaten pflanzt und, im Unterschied zu Ihrer Autorin, auch erntet, schrieb, dass er, nein, keineswegs schallend gelacht, sondern sich „beim Lesen Ihrer Kolumne ehrfurchtsvoll verbeugt“ habe. Mein Versuch erinnere ihn an die ersten Siedler Nordamerikas, die es ja auch im Westen versucht hätten. „Menschen wie Sie und ich“, schreibt T., „werden in Zukunft den Mars kolonialisieren und fruchtbar machen.“ Ja, haha, das werden wir.
Ing. Friedrich R. weiß Rat: Wenn das Folienhaus so dicht sei, dass weder Bienen noch Hummeln hineinkommen, dann müsse ich mich schon selber um die Bestäubung kümmern. In ebendiese Richtung, wenngleich etwas profunder, berät mich auch Leserin Annette H. aus dem schönen sonnigen Burgenland: Paradeiser seien nämlich Selbstbestäuber und deswegen gar nicht auf Bienen angewiesen, allerdings auf ein wenig Wind oder auf ein Mal tägliches, leichtes Gerüttel, damit der Blütenstaub von Staude zu Staude fliegen könne.
Ich bedanke mich! Und beende diese Kolumne nun, weil ich hinaus muss, die Paradeiser von der West- wieder an die Südwand umsiedeln. Unter die Pawlatsche, mit offenen Seitenwänden. Auf dass Wind sie furchtbar fruchtbar streicheln möge.
Kommentare