Vernünftig

Unlängst wurde an dieser Stelle die Tatsache kritisiert, dass der ORF Qualitätssendungen wie Stephan Ruzowitzkys Film „Das radikal Böse“ (es geht darum, wie ganz normale Menschen zu Handlangern eines Mordregimes werden können) zu unmöglichen Sendezeiten verräumt. Der angesprochene Film begann am Sonntag kurz vor Mitternacht – das ist eine Zeit, zu der neuneinhalb von zehn Österreichern tief schlafen.

Einige Leser fanden diesen Vorwurf lächerlich: Es gebe schließlich Aufnahmegeräte, DVDs, TV-Theken sowie Wiederholungen. Niemand sei von den programmlichen Launen des ORF abhängig.

Das ist schon richtig. Doch abgesehen davon, dass ein Großteil der Seher nach wie vor eine Sendung dann schauen möchte, wenn sie auf dem Programm steht, abgesehen davon, dass nicht jeder das Geld hat, sich Zusatzgeräte zu kaufen: So billig sollten wir es dem ORF nicht machen. Solange er von Gebühren finanziert wird, soll er vernünftiges Programm zu vernünftigen Zeiten zeigen.