Blödsinn vom Tempelberg

Was weiterhin feststeht: Die Tempelberg-Affäre war eine journalistische Peinlichkeit.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Was weiterhin feststeht: Die Tempelberg-Affäre war eine journalistische Peinlichkeit.

von Philipp Wilhelmer

Über den "Freispruch" des ORF

Die ORF-Tempelberg-Affäre war ebenso ärgerlich wie die Reaktion der FPÖ darauf lächerlich. FPÖ-Präsidentschaftskandidat reichte nach einer Interviewrunde Klage ein, unter anderem deswegen, weil die Moderatorin mit den Augen gerollt habe. Sonst keine Sorgen? In derselben Preisklasse befindet sich argumentativ der ORF, der einen Freispruch der Medienbehörde, man habe nicht gegen das Gesetz verstoßen, als Bestätigung der eigenen Qualität sieht.

Was nämlich weiterhin fest steht: Die Tempelberg-Affäre war eine journalistische Peinlichkeit. Hofer hatte behauptet, neben ihm sei am Tempelberg eine Islamistin erschossen worden. Der ORF recherchierte dazu und kam zu dem falschen Schluss, Hofer habe den Vorfall restlos erfunden.

Wahr ist nämlich, dass damals wirklich etwas vorgefallen war: Eine ultraorthodoxe Jüdin wurde niedergeschossen. Dass Hofer die verhüllte Frau für eine islamistische Extremistin hielt, ist vielleicht schlecht beobachtet, aber eine vorsätzliche Erfindung wäre eine böse Unterstellung. Verantwortlich war für die Recherche damals „ZiB2“-Anchor Armin Wolf.

Dass diese Verkettung journalistischer Unzulänglichkeiten nicht für eine Verurteilung reicht, mag den ORF beruhigen. Aber qualitätssichernd ist diese Haltung ebenso wenig wie die wehleidige Klage Hofers, der mit seinen wehleidigen Augenrollen-Vorwürfen nun die nächste Instanz anruft. Die Gerichtsbarkeit hat aus seiner Sicht offenbar zu wenig echte Skandale zu behandeln.

Kommentare