hund & HERRL: Barolo ist pragmatisch

hund & HERRL: Barolo ist pragmatisch
Christian Seiler und Barolo fahren Zug.

Mein Hund Barolo und ich fahren Zug, kurzes Winterbreak. Wir befinden uns im Herzen Österreichs, dort, wo die Menschen bunte Kleider tragen und beim Gehen schwanken, weil sie die Reise, auf der sie sich permanent befinden, in Skischuhen antreten. Der Zug ins Gasteiner Tal ist gut gefüllt, wir suchen nach einem Abteil, wo auf dem Boden neben den gewaltigen Skischuhvolumina noch ein bisschen Platz für ein Hundevolumen ist, aber schwierig. Dafür lernen wir Menschen kennen. "Wuöh", sagen zum Beispiel vier ausgezeichnet gelaunte Letten, als wir in ihr Abteil lugen, und zur Begrüßung bekommt der Barolo ein Stück Bergsteigerwurst und ich einen Flachmann in die Hand gedrückt. Mein Versuch, den jungen Herren klar zu machen, dass ich um neun Uhr früh eine Wodkaallergie habe, wird von der Schilderung erdrückt, dass sie ihrerseits seit 30 Stunden unterwegs sind, um in Sportgastein das Carven zu lernen, worauf man eben unbedingt trinken müsse. Und auch mein Hund Barolo findet, dass man von einem gedeckten Tisch nicht aufstehen soll: Er vertieft sich buchstäblich in die Kühltasche meiner neuen Freunde, in der neben ein paar Bierdosen mit kyrillischen Zeichen auch noch etwas ist, das erstaunlich nach Knoblauch und Räucherküche duftet. Der Hund ist begeistert, und die jungen Herren sind von meinem Hund begeistert, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihm aus dem Flachmann zu trinken anbieten. Aber mein Hund ist pragmatisch. Sobald die Knoblauchwurst verzehrt ist, verabschiedet er sich höflich und sagt, Alter, lass uns wohin gehen, wo Platz ist. Was bei dem Geruch, den der Hund jetzt verströmt, kein Problem sein kann.

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