Würdenträgerin

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Mit Sicherheit ist sie auch ein Vorbild, wie man dem Alter mit Würde begegnen kann.

von Karl Hohenlohe

über Lotte Tobisch

Zu später Stunde sah man Frau Lotte Tobisch-Labotyn im Fernsehen.

Sie hat ein Buch geschrieben: Freunde, Bekannte, Prominente, Schauspielschule, Burgtheater, die Großmutter von Romy Schneider, Adorno, Opernball, das Hilde-Wagener-Künstlerheim – ein erfülltes Leben.

Wie es das geworden ist?

Vielleicht, weil sich Frau Tobisch niemals zu ernst genommen hat.

Nein, eine große Schauspielerin sei sie nie gewesen, Burgtheater schon, aber nur ganz kurz.

Der Adelstitel? Jawohl, eine alte, aber keine große Familie, wirklicher Adel, das waren die anderen.

Der Briefwechsel mit Adorno? Am Anfang hat der Teddy vielleicht ein paar erotische Gedanken investiert, aber dann hat er schnell gesehen, dass da nichts geht, und eine Freundschaft, eine Brieffreundschaft hat sich entwickelt.

Ein Film wird eingespielt, Lotte Tobisch auf der Theaterbühne, im Fernsehstudio, im „Club 2“, im Walzertakt mit Alfons Haider, neben Luciano Pavarotti, Richard Burton und dem jungen Königspaar aus Spanien.

Immer ein Lächeln auf den Lippen, immer in die Kamera strahlend, immer der öffentlichen Rolle gerecht.

Es war nicht immer so – Schicksalsschläge, weniger lustige Zeiten, Trauer, wie in jedem Leben.

Der Unterschied zu anderen öffentlichen Personen: Die Öffentlichkeit hat nie davon erfahren.

Lotte Tobisch, 87, ist vieles. Mit Sicherheit ist sie auch ein Vorbild, wie man dem Alter mit Würde begegnen kann.

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