Wassermusik

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Er sagte nicht Häusl, Klo oder Urinal, er gebrauchte das geschmeidige Wort „Bedürfnisanstalt“.

von Karl Hohenlohe

Über Tobias Moretti

Kürzlich zeigte Tobias Moretti den beglückten Seitenblicke-Zuschauern seinen Lieblingsplatz beim Stanglwirt. Ein kleiner Raum, der der Erleichterung dient, nennen wir ihn Getränkerückgabe.

Es wäre nicht Herr Moretti, es wäre nicht der Stanglwirt, wenn die Faszination dieses Raumes von seiner Normalität ausginge. Dort, wo sich normalerweise das Pissoir befindet, lockt der Trichter eines Blasinstrumentes. Nun war man gespannt, wie Herr Moretti sich dazu äußern würde. Ein derber Mensch, ein schlechter Schauspieler würde wohl mit dem Finger auf die Vorrichtung deuten und der Geste ein tiefes Lachen folgen lassen. Aber Tobias Moretti ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Er sagte nicht Häusl, Klo oder Urinal, er gebrauchte das geschmeidige Wort „Bedürfnisanstalt“, betrachtete lächelnd das umfunktionierte Gebilde und sinnierte.

Was hätte man angesichts des glänzenden Trichters noch alles sagen können, die Latrinensprache ist voll von grobschlächtigen, plumpen Umschreibungen. Meist wird der Platz des Geschehens durch Verniedlichung von seinem vermeintlichen Schrecken entzaubert, der Ort wird zum Örtchen und weil das vielen immer noch zu laut ist, hat man das stille Örtchen kreiert.

In so einem stand der Volksliebling Moretti also, warf einen prüfenden Blick auf den Messingtrichter, blickte dann versonnen in die Kamera und sagte „Tenorhorn“. Es wird vielen Benutzern egal sein, ob sie ein Bass,- Bariton,- oder Tenorhorn benetzen, aber einige werden es jetzt ehrfürchtiger tun.

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