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Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Irgendwann steht man dann vor dem Milchzahn der späteren Kaiserin Elisabeth. Schmalz und Schmelz.

von Karl Hohenlohe

über das Sisi-Museum

Das Museum ist um eine weitere Attraktion bereichert. Da die Schuhe der Kaiserin, dort ein melancholisches Gedicht, da die Reitgerte und nunmehr ist auch ein Originalzahn zu sehen.

Vor dem Sisi-Museum stehen die Leute Schlange. Sie warten gerne, es steigert die Vorfreude auf das, was nun kommen wird. Das Sisi-Museum ist ein Mythos-Schlaraffenland, ein Feinkostladen der Gefühle, in dem jeder satt wird. Ergriffen stehen die Menschen vor allerlei Alltagsgegenständen, die durch magische Kraft zur Reliquie geworden sind.

Die Haarnadel war bei ihrer Geburt eine ganz normale Haarnadel und wenn sie Frau X. getragen hätte, wäre sie es auch geblieben. So aber gab sie dem Haar der Kaiserin Halt, stieg in der Kaste der Haarnadeln hinauf und ist nun selbst eine Königin.

Irgendwann steht man dann vor dem Milchzahn der späteren Kaiserin Elisabeth. Schmalz und Schmelz.

Eine Japanerin versucht sich vorzustellen, wie das Kind damals aussah, und eine Italienerin, eine Spanierin und zwei Wienerinnen auch.

Sicherlich hat das Baby damals an Romy Schneider erinnert, denken sie sich, und diese Vorstellung verbindet das internationale Grüppchen mit einem unsichtbaren Band.

Zu Hause werden sie dann von diesem Zahn erzählen, in puncto Größe, Helligkeit und Strahlkraft übertreiben und Überlegungen anstellen, ob der Begriff „Zahn der Zeit“ auf diesen einen zurückzuführen ist.

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