Louise mit „o“

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Als hätte man den Begriff „Nonchalance“ exklusiv für Louise Martini kreiert.

von Karl Hohenlohe

über den Tod von Louise Martini

Zuallererst war sie eine wunderbare Stimme, und wenn man das Gesicht zur Stimme sah, war man noch mehr angetan.

„Mittags Martini“ war eine Sendung im Hörfunk, als im Nachmittagsfernsehen noch „Lassie“ lief und am Abend „Salto Mortale“.

Louise Martini begleitete mich mein ganzes Leben lang. In der Kindheit im Radio, in der Jugend im Fernsehen und als Erwachsener waren wir bei mehreren TV-Projekten zusammengespannt.

Als es mir noch geschenkt war, die Opernball-Dokumentationen vor dem eigentlichen Ereignis zu gestalten, führte einmal Louise Martini durch die Sendung. Sie erzählte von früher, ohne sich in Sentimentalitäten zu verlieren, beschrieb das Jetzt, ganz ohne die obligatorischen negativen Untertöne, und entwarf ein stimmungsvolles Zukunftsszenario, wie man das Niveau des Opernballes halten könne.

Das alles mit einer freundlichen Selbstverständlichkeit, ganz so, als hätte man in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts den Begriff „ Nonchalance“ exklusiv für Louise Martini kreiert.

In einem alten Fernsehbeitrag sah man nun die junge Louise Martini in einem Studio im Funkhaus, vor einigen Tonbändern und einem Mikrofon sitzen. In die schalldichte Scheibe hatte man „ Luise Martini“ eingraviert. So hat sie, den falschen Namen vor Augen, wohl jahrelang moderiert. Nie hat man es ihr angesehen, nie hat man es herausgehört, ein Talent, das niemandem in die Wiege gelegt wurde, aber vielen Angehörigen der Nachkriegsgeneration zu eigen war.

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