Im Vorübergehen
In meiner Kindheit gab es Dietmar Schönherr nicht. Es gab nur Dietmar Schönherr und Vivi Bach.
Langsam geht er an mir vorbei und es braucht ein wenig vom Kennen zum Erkennen. Er hat weiße Haare, ist ein bisschen kleiner, als man es vermutet hat und ein markiges Gesicht.
Als ich ein Kind war, hatte er während seiner TV-Show einmal eine rote Nelke in sein Sakko gesteckt und ein Aufschrei einer politischen Gruppierung war die Folge: Man vermutete Wahlwerbung für die SPÖ. In meiner Kindheit gab es Dietmar Schönherr nicht. Es gab nur Dietmar Schönherr und Vivi Bach, ein Team im Leben und in der Sendung „Wünsch dir was“. Nun geht Dietmar Schönherr alleine an mir vorbei, Vivi Bach ist vor einem Monat gestorben und plötzlich empfindet man Mitleid mit Herrn Schönherr, den man eigentlich genau so wenig kennt wie Vivi Bach. Herr Schönherr lebt in Ibiza, er hat sich nicht zurückgezogen, ist nicht geflüchtet, er lebt einfach hier.
Herr Schönherr ist ein Teil meiner Kindheit, Schwarz-Weiß-Fernsehen, „Raumschiff Orion“ und „Wünsch dir was“, wo einmal eine ältere Frau während eines Spieles fast ertrank und eine jüngere Frau in einer durchsichtigen Bluse zu sehen war. Das war damals sehr aufregend.
Dann taucht plötzlich noch eine Erinnerung auf, Dietmar Schönherr moderiert eine Talkshow mit Romy Schneider und wie verletzlich und unsicher sie war und dass er ihr irgendwie Halt gab und sie beschützte.
Dann entschwindet Herr Schönherr und schon verblassen die gerade noch farbigen Bilder der Vergangenheit und verharren wieder in Schwarz-Weiß.
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