Ges.m.b.H.: Zeitenblicke

Ges.m.b.H.: DÖF
Karl Hohenlohe über die Wahrheit.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Vor einigen Tagen sah man Herrn Schröder, Chef der Albertina, im Fernsehen.

Herr Schröder, der an einem Mittagessen im Hotel Sacher teilnahm, wirkte ein wenig gehetzt und bestätigte dann auch, selbst die Nahrungsaufnahme würde er ausnahmslos den Geschäften widmen, er könne sich eine arbeitsfreie halbe Stunde am Tag nicht leisten.

Diese Aussage hat ihre Spuren hinterlassen, so meint der Leserbriefschreiber Professor Gerhard T. aus St. W.: "Ich denke, Herr Direktor Schröder übertreibt ein wenig. Ich schenke ihm keinen Glauben."

Ich kann es weder bestätigen noch bezweifeln, ob sich Herr Schröder tagsüber keine 30 Minuten gönnt, aber schon Maximilian Schell sagte kürzlich in einem " Seitenblicke-Interview ": "Wenn die Seitenblicke kommen, muss man lügen."

Das hat mir sehr gut gefallen, da es ja kaum etwas Langweiligeres gibt als die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

Viele Menschen reihen ja das Betrachten eines Kinofilms, die Lektüre eines Buches, das Durchblättern eines Kunst-Journals oder belangloses Gespräch über Jeff Koons in die Rubrik Arbeit, aber auf Dauer wird man nicht froh damit.

Das Nichtstun, das mit nichts tun so viel gemeinsam hat, wie Kurt und Thomas Mann, ist manchmal eine höhere Kunstform, als Noten zu Papier zu bringen, eine Kolumne, ein Buch oder eine Leinwand zu füllen.

Heute zieht sich kaum einer mehr in sich selbst zurück, sogar die Kontemplation wird zur Gedankenarbeit umfunktioniert.

Dabei ist es eine unumstößliche Tatsache, dass der, der eine kurze Pause einlegt, oft schneller am Ziel ist, als jener, der durchrennt.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at

Kommentare