Ges.m.b.H.: Runderneuert

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Karl Hohenlohe über das Dasein als Fußballfan.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Selten hat eine Meldung in dieser Kolumne jene Aufregung verursacht, wie das Outing des beliebten Burgtheaterdarstellers Peter Simonischek. Öffentlich bekannte er sich zum Fußball-Konglomerat Austria Wien und hat damit - sofern es nicht durch Eigenverschulden schon vorher geschah - Tausende Rapid-Fans vor den Kopf gestoßen. Ich bin einer von ihnen und weiß zahlreiche Prominente hinter mir. Der Herr Finanzminister a. D. Edlinger zum Beispiel, Karl-Heinz Hackl und der Skender Fani. Es beginnt schon bei den Schattierungen, niemand will sich den Wald violett vorstellen, geschweige denn das erlösende Lichtlein bei der Ampel. Überhaupt hege ich den Verdacht, Violett hat bei den Spektralfarben gar nichts verloren und sich Jahrzehnte später in diese Liga hineinreklamiert. Hätte Hans Krankl bei der Austria gespielt, niemals wäre er zum Gott avanciert, niemals würden sich die internationalen Zucker-Zaren um seine Werbepräsenz reißen. Mir ist weltweit kein anderer Verein bekannt, der so die Zeit geprägt hat: Was ist Hemingways Wem die Stunde schlägt, Chopins Minutenwalzer und der Sekundenschlaf gegen die Rapid-Viertelstunde? Kennt irgendjemand da draußen eine Austria-Minute oder wenigsten fünf? Ich glaube schon, womit wir bei dem beliebten Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny wären. Entsetzt halte ich ein SMS aus seiner Feder in meinen zitternden Händen: "Ist der Rasen noch so grün, die Veilchen werden immer blühen." Ein grundsätzlich grundgescheiter Mann auf einem Irrweg und überhaupt: Rapidler ist, wer's trotzdem bleibt. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe(at)kurier.at

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