Ges.m.b.H.: Ruhe in Frieden

Ges.m.b.H.: Ruhe in Frieden
Karl Hohenlohe über die Unruhe im Leben und Tod von Meinhard Schwarzenegger.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Von überall her strömen sie durch den Eingang des Kitzbüheler Friedhofs, die Mütter, Väter, Kinder. Manche tragen Blumen, andere Gießkannen, überall werden die Gräber geputzt, Unkraut ausgerissen und die alten Laternen poliert. An einigen Gräbern stehen Hinterbliebene, schweigen und sind mit ihren Gedanken in der Vergangenheit versunken. Bei dem einen Grab steht niemand, nicht, dass es nicht gepflegt wäre, ganz im Gegenteil, alles glänzt, die Blumen sind in Ordnung, aber es ist eine aufgesetzte Ordnung, ganz so, als hätte man die Pflege in Auftrag gegeben, weil die Angehörigen keine Zeit hätten oder weit, weit weg wären. "Der Meinhard", sagt die ältere Frau am Nachbargrab, "der war halt ein Schwieriger", dann schweigt sie. Immer wieder bleiben Menschen vor dem Grab stehen, schauen und tuscheln. "Die Frauen", sagt die ältere Dame, "die Frauen und der Alkohol. So viel Alkohol". Mit einer der vielen Freundinnen hätte der Meinhard auch ein Kind gehabt und das wär jetzt da drüben in Amerika beim Bruder vom Meinhard. Nein, beim Begräbnis war er nicht da, aber später ist er immer wieder gekommen, zwei Mal ist sie neben ihm am Grab gestanden, aber angesprochen hat sie ihn nicht - man will ja nicht stören. Immer wieder bleiben Menschen stehen und zücken verstohlen eine Kamera. Die ältere Frau schüttelt den Kopf, murmelt irgendetwas von "Totenruhe" und "Respekt", dann nimmt sie die alte Messinggießkanne und geht Wasser holen. 1971 ist er gestorben, ein Autounfall, er war nicht mehr nüchtern und dann ist es passiert. Schon im Leben hat Meinhard Schwarzenegger keine Ruhe gefunden und nachher schon gar nicht.

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