Ges.m.b.H.: Platz da

Ges.m.b.H.: Platz da
Karl Hohenlohe über sehen und gesehen werden.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Ich schrieb von der schönen Opernpremiere und dass sie auch deswegen so schön war, weil Familie Liebscher eine Reihe hinter uns saß."Reihe drei vier, fünf oder sieben, das ist doch völlig wurscht" vermerkt Anton K. aus D. in seinem Leserbrief. Nein. Viele Menschen rufen beim Kartenbüro an und bestellen die erste Reihe, Premiere, das Stück ist nebensächlich. Wenn man dann Platz genommen hat, ist man selbst Teil der Inszenierung. Die "Seitenblicke"-Kamera ruht beim Schlussapplaus zuerst auf einem selbst und dann auf den Akteuren auf der Bühne. Ich möchte jetzt wirklich nicht darüber diskutieren, wer wichtiger ist. Alleine aus dieser Überlegung wird rasch klar, warum es so enorm wichtig ist, ganz vorne Platz zu nehmen. Immer wieder gibt es Stimmen, die uns einreden wollen, die ersten Reihen seien gar nicht so behaglich, ab Reihe neun würde beispielsweise die Akustik stark an Kraft gewinnen. Bei aller Freundschaft, aber anlässlich einer Premiere ist die Akustik so etwas von zweitrangig und man will ja nicht nur hören, sondern wenigstens auch ein bisschen gesehen werden. Ich setzte mich bei Premieren gerne verkehrt in den Sessel, nicht weil ich die Schauspieler oder Sänger desavouieren will. Nein, überhaupt nicht, aber manchmal spielt sich ja im Zuschauerraum mehr ab als auf der Bühne. Darüber hinaus hat die riesige, darbende Gemeinde der Hintermirsitzer endlich die Gelegenheit, zur Kenntnis zu nehmen, wer da vor ihnen sitzt und kann sich Gedanken über ihren gesellschaftlichen Stellenwert machen. Es werden nicht alle Hintermirsitzer gekränkt sein, aber schon ein Beleidigter stärkt das Selbstwertgefühl enorm. Einladungen, Beschwerden, Hinweise:karl.hohenlohe(at)kurier.at

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