Ges.m.b.H.: Lichtjahre

Ges.m.b.H.: Lichtjahre
Über die "Frühlingszeit" und ihre Faszination.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Gerade feierte die wunderbare ORF -Schöpfung " Frühlingszeit" die tausendste Sendung. War das ein Hallo, Dutzende Stars gaben einander die Klinke in die Hand. Was lockt die Prominenten in diese Sendung, warum reißen sie sich um die frühabendlichen Fernseh-Auftritte? Verehrte Leserschaft, es ist das psychologische Moment, das die Stars in das "Frühlingszeit" -Studio spült. Im Windschatten diverser Prominenter gelang es mir selbst einige Male, in das Allerheiligste vorzudringen - wer einmal von einem TV-Licht beleuchtet wurde, kommt nie mehr davon los. Nichts ahnend betrat ich damals den ORF , rief "Frühlingszeit" und gleich geleitete man mich zum Ort des Geschehens - in die Katakomben der Anstalt. Fast dort angekommen, schleuste man uns noch durch die Garage und bald trafen wir in einer zappendusteren Baracke ein. Müde Monitore, wackeliges Mobiliar, mehr möchte ich nicht sagen. So mancher Prominente wird hier gedanklich das Handtuch geworfen und etwaige Fluchtwege ausgekundschaftet haben. Dann aber ab ins Studio, eine Himmelfahrt in eine andere Welt: ein, zwei Salons, ein Gartentrakt, ein Park, Wiese, wo immer das Auge weilt und das alles in jenes milde Licht getaucht, das die Zuschauer glauben macht, die Stars wären so faltenfrei wie die Bettwäsche des Peninsula-Hotels in Hongkong. Dann wird man freundlich gefragt, keiner insistiert, auch schlechte Witze werden mit einem Lächeln belohnt, und man ist sehr glücklich. Ist alles zu Ende, wird man wieder in die reale Welt gespuckt, Baracke, Garage usw. Und das Dasein hat nur mehr eine Berechtigung: den nächsten Auftritt in der "Frühlingszeit" . Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe(at)kurier.at

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