Ges.m.b.H.: Kussecht

Ges.m.b.H.: Kussecht
Karl Hohenlohe über die korrekte Dauer eines öffentlichen Kusses.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Der 29. April wird als Tag des Kusses in die Geschichte eingehen. Lotte Tobisch-Labotyn küsste Mike Galeli, William küsste Kate und Lotte Tobisch-Labotyn küsste Hannes Nedbal. Was war diesen Küssen gemein, was war das Band, das sie verband? Verehrte Leserschaft, es war die Geschwindigkeit. Gemeinhin wird in Funk, Film und Fernsehen sehr lange geküsst, die Regisseure wollen es so und rufen erst oft nach 10 bis 15 Sekunden: "Cut." Der lange Kuss impliziert Vertrautheit, Eros und Spaß an der Sache, der kurze nicht. Ich selbst ("Alibiadeliger", Der Standard) durfte ja im TV-Studio den Kuss begutachten, auf riesigen Leinwänden presste das Jubelpaar die Lippen so kurz aufeinander, dass die Motivforscherin Frau Dr. Helene Karmasin von großer Traurigkeit übermannt wurde. Ich hielt dagegen, sang dem kurzen Kuss ein Loblied, und wir konnten uns nicht einigen. Ein kurzer Kuss birgt eine Fülle von Vorteilen in sich. Will sich die Frau vom Mann befreien, gibt sie ihm beim "Adieu" einen kurzen Kuss, ein längerer würde Hoffnung wecken, wo es keine mehr gibt. Hätten sich die Glaubensbrüder Honecker und Breschnew länger als erlaubt geküsst, man hätte sie der Liebe bezichtigt, genau so, wie bei Mock und Ederer, aber es war eben nur Freundschaft, und da hat der lange Kuss keinen Platz. Ich glaube aber, dass Kate und William mehr füreinander empfinden als Mock und Ederer, ein Kuss vor zwei Milliarden Menschen jedoch gar nicht so leicht auszuführen ist. Ich habe irgendwo einmal gelesen, dass es auf die Länge gar nicht ankommt. Und nach dem 29. April bin ich sicher, dass das stimmt.

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