Ges.m.b.H.: Fußnoten

Ges.m.b.H.: Fußnoten
Karl Lohenlohe über die roten Raulederslipper des Herrn Bundeskanzlers a. D. Gusenbauer.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Gerade sah ich eine Dame, die der Festspieleröffnung in Erl beiwohnte und auf die Frage, wie ihr Bruckners 4. Symphonie gefallen habe - die ja das "Romantische" transportiert, wie Venedig und Nat King Cole zusammen -, mit den Schultern zuckte. Um schließlich das Interesse auf die Schuhe des Herrn Bundeskanzlers a. D. Gusenbauer zu lenken. Warum? Alfred Gusenbauer trug rote Raulederslipper. Nun hat man die Möglichkeit die Darbietung der "Romantischen" oder die Darbietung der roten Slipper zu analysieren. Es ist ja den Gesellschaftsredakteuren vollkommen unbenommen, intellektuell zu agieren. Aber die Leserschaft goutiert es nicht - womit wir bei den Schuhen wären. Schon jetzt darf ich aus zu erwartenden Leserbriefen zitieren, der Bundeskanzler a. D. wollte mit dieser Tat ein politisches Zeichen setzen - wie damals der Showmaster Schönherr in "Wünsch dir was", als er eine rote Nelke im Knopfloch führte. Dem hätte ich wiederum entgegenzusetzen, dass der Erler Orchesterleiter Kuhn ausschließlich in Schwarz dirigiert und man ihm vieles, aber nicht das Mäntelchen des ÖVP-Vasallen umhängen könne. Doch solche Einwände bleiben gewöhnlich ungehört. Man könnte tagelang über die Beweggründe Alfred Gusenbauers nachdenken, weshalb er am 8. Juli 2011 dem roten Slipper gegenüber dem schwarzen Allerweltsleder den Vorzug gab - aber will man das auch? Als Gesellschaftsredakteur hat man diesbezüglich keine Wahl, aber die Leserinnen und Leser sind mündig. Das Schöne an Erl: Es wird für beide Neigungsgruppen etwas geboten.

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