Ges.m.b.H.: Fotorealismus

Ges.m.b.H.: DÖF
Karl Hohenlohe über das Zeigen von Menschen, die man lieber nur hören sollte.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Was für eine Musik, was für Hände, was für ein Gesicht.

Die Töne stark und einfühlsam, Wassertropfen, die zu einem Gebirgsbach anschwellen und zurück, getragen von langgliedrigen, wohlgeformten Fingern, geschaffen von einem genialen Gehirn, das ein ebenmäßiger Kopf umhüllt, das wallende Haar umspielt neckisch das Gesicht, feinsinnige, edle Züge, denen unzählige Frauen erlegen sind.

Kurzum: Chopin.

Aber – es stimmt nicht.

Nun ist eine neue Chopin-Biografie erschienen und man hat den größten Fehler gemacht, den Verlage überhaupt begehen können.

Vorne hat man einfach eine Originalfotografie von Herrn Chopin drauf­geklatscht – was soll ich sagen – mehr haben wir Chopin-Freunde nicht gebraucht.

Kleine, an meine Schweinsaugen erinnernde Pupillen blicken uns da düster entgegen, eine Nase wie der dünne Mike Krüger und der enttäuschte Mund, verehrte Leserschaft, der enttäuschte Mund wie von Sarkozy, wenn er die Wahlen verloren haben wird.

Niemals darf man Menschen, die man nur hören soll, auch sehen.

Einzig die handelnden Personen von Ö3, allesamt schön gewachsen, mit herrlichen Antlitzen und einem Herrn Kratky, der in Hollywood längst schon an ein Robin-Hood-Remake verloren gegangen wäre, sind als Ausnahmen zu betrachten und dürfen leibhaftig vor ihren Fans erscheinen.

Die Fotografie von Herrn Chopin, gottlob die Einzige, die es gibt, würde ich aus dem Verkehr ziehen und sie dort, wo der Beelzebub wohnt, also in Gorleben, entsorgen.

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