Die Herren lächelten und ich frage mich immer wieder, ob eine leicht säuerliche Note dabei war.

von Karl Hohenlohe

über eine peinliche Stürmung des Buffets.

Plötzlich stand ich dem Herrn Bundespräsidenten gegenüber, er hungrig, ich hungrig, aber ich hatte die besseren Karten.

Eines nach dem anderen.

Dankenswerterweise hatte der berühmte Mäzen Hans Peter Haselsteiner zur Eröffnung des neuen Festspielhauses nach Erl gebeten. Dem nicht genug, war man auch noch zu einem Empfang geladen. Die letzten Töne waren verklungen, und man wusste nicht ganz, ob man jetzt zu dem Empfang im Festspiel- oder zu jenem im Gästehaus gebeten war.

Im Soge eines einflussreichen Mannes schwammen wir in das Gästehaus, wo uns ein riesiges Buffet, jedoch keine Festgäste erwarteten. Zaghaft nahmen wir Platz, riskierten, ganz vereinzelt, scheue Blicke zu dem jungfräulichen Buffet, das vor allem durch einen grauenhaften Aspekt bestach: Es war noch nicht eröffnet.

Man trank ein, zwei Gläser Wein, noch immer waren weder Gäste noch Gastgeber gekommen, der Hunger aber war geblieben.

Schließlich erbarmte sich eine rührende Kellnerin und versicherte, man könne sich durchaus schon beim Buffet bedienen. Bei der letzten Silbe sprang ich auf, riss einen Teller an mich, lud einen riesigen Berg Prosciutto darauf, stülpte eine Scheibe Schüttelbrot in den Mund, klammerte eine Käseplatte in meine Linke, hechtete zurück und stand plötzlich Heinz Fischer und Hans Peter Haselsteiner gegenüber, die soeben den Raum betraten. Das war sehr peinlich, die Herren lächelten und ich frage mich immer wieder, ob eine ganz kleine, leicht säuerliche Note dabei war.

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