Blumensprache

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über das anwesende und abwesende Gäste
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Es zählt zu den erschütterndsten Erlebnissen des Menschendaseins, wenn man einen Schauspieler ohne Text erlebt: Karl Markovics.

Es war bei der Programmpräsentation des Senderkleinods ORF III. Gerade war die, von Barbara Rett und Heinz Sichrovsky sehr launig moderierte, Veranstaltung zu Ende gegangen und die Festgäste strömten aus dem Saal ins Funkhausfoyer.

Die Großen von ORF III rauschten also vorbei, als plötzlich Herr Markovics – dieser von mir so verehrte, wunderbare Schauspieler – ausscherte und sich zu den unteren Chargen gesellte.

Locker stand er an dem Tisch und lächelte. Vielleicht auch ein wenig wegen uns, in erster Linie aber, weil er ganz kurz vor dem Verzehr einer Süßspeise stand.

Die Süßspeisenliebhaber sind ja meine Brüder im Geiste, Schokolade ist ihnen wie Schopenhauer, gebrannte Mandeln teurer als Gold und "Sportgummi" nicht von dieser Welt.

Dann geschah es. Plötzlich stand ein Teller mit einem Schokoladetörtchen auf dem Tisch, drapiert mit einem gewürznelkenähnlichen Gebilde in der Mitte.

Herr Markovics zupfte die Verzierung aus der Masse, hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger gefangen und aß das Tortenstück auf.

Da wurde der Teller abgeräumt und auf einmal stand Herr Markovics mit der Gewürznelke alleine da. Alle Augen hatten sich inzwischen auf die Gewürznelke gerichtet und Herr Markovics, dem kein Regisseur "Wirf sie weg!" oder "Klappe!" zurufen konnte, erstarrte.

Eine unendliche Leere überkam uns und den Tisch. Markovics flüchtete und später später wollen Tatzeugen die Gewürznelke auf dem Erdboden wiedergesehen haben.

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