Typisch Österreich

Zoran  Barisic

Zoran Barisic

Von den Testspielen sind nur die Reaktionen darauf einprägsam.

von Zoran Barisic

über die EURO-Vorfreude

Mit diesem Text beschreite ich ein neues Metier: Während der EM schreibe ich für den KURIER Kolumnen. Seit gestern und meinem Abschied bei Rapid habe ich dafür noch mehr Zeit. Fakt ist: Profi-Fußball ist ein rasantes, beinhartes Geschäft.

Bei der Vorbereitung auf mein Monat als Kolumnist drängten sich mir folgende Fragen auf: Wie fit werden die Top-Stars nach einer langen Saison sein? Wie entscheidend wird die individuelle Stärke einiger herausragender Spieler sein? Wird es Neuheiten bei der Spielanlage und der Flexibilität im schnellen Wechsel der Systeme geben? Als Trainer verfolge ich ohnehin so viele Spiele wie möglich und glaube auch, dass es bei der EURO wieder etwas zu lernen geben wird. An vorderster Stelle steht bei mir momentan ein Gefühl: Vorfreude.

Auch wenn die gestrige Verhaftung des Terror-Verdächtigen ein mulmiges Gefühl aufsteigen lässt, bleibe ich doch ein positiv denkender Mensch: Es wird in Frankreich so viel in Sicherheit investiert, dass bis 10. Juli der Fußball im Mittelpunkt stehen wird. Die Botschaft ist klar: der Fußball verbindet die Menschen, er soll keine Plattform für Krieg und Terror sein.

Ich freue mich auf ein österreichisches Team, das mit der gleichen positiven Energie wie in der Qualifikation in die Spiele geht. In der Quali war spürbar, welch großer Zusammenhalt mittlerweile in dieser Truppe steckt. Das wird auch in Frankreich so sein. Ich bin sicher, dass Marcel Koller im Team erneut diese stimmige Emotionalität zwischen Freude und Ernsthaftigkeit aufbauen kann.

Mehr als Schwarz-Weiß

Bei den Reaktionen auf die Auftritte gegen Malta und Niederlande zeigt sich erneut, wie der gelernte Österreicher tickt: übertrieben euphorisch oder zu Tode betrübt. Wir sind offensichtlich nicht dazu konzipiert, die logische Mitte anzusteuern.

Natürlich sind die Testspiele nicht perfekt verlaufen. Egal, was danach behauptet wird: Als Trainer traue ich mich festzustellen, dass bei fast allen Spielern im Testfall noch ein paar Prozent fehlen. Deswegen kann auch erst im Turnier alles 100-prozentig funktionieren.

Gut, dass Österreich vom ausgeglichenen Schweizer Koller betreut wird – er kennt auch den Bereich zwischen Schwarz und Weiß, er wird wieder die richtige Balance finden.

Als Ziel sehe ich, dass der maximale Erfolg angestrebt wird. Das heißt, den Aufstieg in die K.-o.-Spiele schaffen und danach – wie es im Team immer betont wird – von Spiel zu Spiel schauen. Denn ins Laufen kann jemand nur kommen, wenn Schritt für Schritt gesetzt wird.

sport@kurier.at

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