Von Blumen und Menschen

Katharina Zach

Katharina Zach

Meistens fristen sie schon ein tristes Dasein, wenn ich abends in den Supermarkt komme. Lassen die Köpfe hängen, das frische-jugendliches Äußere nur noch eine vage Erinnerung. Ich spreche von den kleinen Blumensträußen vor den Geschäftskassen, die Inneneinrichtungsfans zum schnellen Zugreifen bewegen sollen. In vielen Geschäften gibt es sie sogar in zweifacher Ausführung. Einmal, relativ günstig, als No-Name-Strauß und ein zweites Mal als fancy Fair-Trade-Produkt. Da muss man aber schon ein bisschen tiefer ins Börsel greifen.

Als Konsument, der dank zahlreicher Skandale der Vergangenheit gelernt hat, vollmundigen Marketing-Versprechen zu misstrauen, frage ich mich jedes Mal: Macht es Sinn? Und: Welche Manager finanziere ich mit dem Fair-Trade-Fimmel eigentlich.

Nun hat eine Freundin, nennen wir sie S., doch tatsächlich eine Antwort darauf. S. war nämlich kürzlich in Kenia. Und weil die liebe S. ein zutiefst sozial und politisch interessierter Mensch ist, besuchte sie auf ihrer Reise durch das Land auch die Blumenfarmen rund um den Naivasha-See. Dort sprach sie mit den Arbeitern und ich weiß jetzt: Es macht Sinn. Fair-Trade finanziert nämlich die Arbeiter vor Ort.

In Kenia wollen alle auf den Fair-Trade-Farmen anheuern. Denn dort müssen sie nur acht statt zehn Stunden arbeiten, das Unternehmen zahlt die Unterkunft in den Gemeinschaftsbaracken und die Schulkosten der Kinder. Diese Aufwendungen müssen in den herkömmlichen Betrieben die Arbeiter großteils selbst tragen. Und: Bei den Fair-Trade-Farmen erhalten die Menschen eine Schutzausrüstung beim Auftragen der Pestizide – sowie ein Glas Milch um Giftstoffe zu binden.

Viel sprechen wir derzeit über Lebensbedingungen in Afrika und Jobs, die den Menschen dort Perspektiven bieten. Fair-Trade hilft ihnen dabei. Das sollte uns manchmal etwas wert sein. Die Menschen dort sind übrigens stolz auf ihre Arbeit. Eine Frau erzählte S., sie sei kürzlich befördert worden: Sie darf nun die Blumensträuße binden.

Vielleicht ist es Ihrer.

eMail: katharina.zach@kurier.at

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