Vier Euro

Katharina Zach

Katharina Zach

Über vieles hätte ich in meiner heutigen Kolumne schreiben können. Über meine liebe Not mit der Zeitumstellung im Zusammenhang mit Küchen- und Kfz-Uhren etwa. Oder über das lang ersehnte Frühlingserwachen. Doch ein Gedanke hat mich in den vergangenen Tage nicht losgelassen.

Er lautet: Wie sollen Menschen von 520 Euro im Monat (über)leben? Und warum finden das so viele Leute okay? Bekanntermaßen plant die oberösterreichische Landesregierung unter ÖVP und FPÖ die Mindestsicherung für anerkannte Flüchtlinge von 914 Euro auf diese Summe zu kürzen. 150 Euro davon sind fürs Wohnen veranschlagt.

Was man sich damit leisten kann? Nun, bei durchschnittlich 6,67 Euro pro für eine Mietwohnung immerhin ein 22,4 großes Zimmer. (Wer jetzt WG schreit, vergisst, dass damit mitunter eine Reduzierung der Mindestsicherung einhergeht.) Übrigens: Es gibt Trekking-Zelte, die mehr als 150 Euro kosten. Die wären dann wenigstens Eigentum.

Doch was bedeuten 520 Euro Mindestsicherung wirklich im Alltag? Da ich das Glück hatte, einst eine sehr günstige, kleine Wohnung gefunden zu haben, kann ich ein Gedankenexperiment wagen. Samt Handy müsste ich mit 400 Euro monatlichen Fixkosten rechnen. Meinen Internetanschluss und mein Auto müsste ich abmelden. Doch auch Flüchtlinge können sich diesen Luxus nicht leisten, daher bleiben die Kosten bei dem Gedankenspiel unberücksichtigt. Im Endeffekt blieben mir vier Euro pro Tag zum Leben übrig. In Zahlen: 4 Euro. Für Essen, für Fahrscheine, für Kleidung und Notfälle. In Deutschland bleiben anerkannten Flüchtlingen übrigens 13 Euro.

Egal, wie sehr man sich einschränkt. Vier Euro bedeuten, an der Gesellschaft nicht teilhaben zu können. Sie bedeuten die Wahl zwischen einer Bahnfahrt zum Deutschkurs bzw. zum AMS oder einer Mahlzeit.

Was diese vier Euro noch alles bedeuten, muss man aber wohl selbst erleben. Das möchte ich, wenn auch nur kurz, versuchen. Um zu verstehen – und zu erzählen. In meiner nächsten Kolumne.

eMail: katharina.zach@kurier.at

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