Landleben

Roland Pittner

Roland Pittner

Rasenmähen ist am Sonntag auch verboten

von Roland Pittner

Idylle mit "Rissen"

Das Landleben wird immer beliebter, doch schnell kann die Idylle "Risse" bekommen. Ein Bild dokumentierte vor Kurzem den Konflikt zwischen den oft Zugezogenen und den Landwirten, die hier ihre Arbeit verrichten.

Der Stinkefinger von vier Kindern in Richtung eines Fahrers im Mähdrescher wurde fotografiert, auf Facebook gepostet und tausendfach geteilt. Staub und Lärm auch am Sonntag dürften einen Stadtmenschen gestört haben, weshalb das besagte Foto entstand. Was folgte, waren wilde Diskussionen.

Stimmen, dass am Sonntag auch nicht der Rasen gemäht werden darf wegen des Lärms, wurden laut. Der Bauer hätte doch an einem anderen Tag dreschen können, wenn nicht alle ihren ruhigen Sonntag genießen wollen – viele weitere Kommentare wurden abgegeben.

Doch der Unterschied zwischen Rasenpflege und Lebensmittelproduktion sollte jedem klar sein. Hier zeigt sich deutlich, dass einige Leute vergessen, dass die Lebensmittel nicht im Supermarkt hergestellt werden, sondern von Feldern und Ställen kommen. Bei der Arbeit unter freiem Himmel muss aufs Wetter Rücksicht genommen werden. Wenn die Frucht reif, das Feld befahrbar und das Wetter mitspielt, dann muss eben geerntet werden. Wer sich also vom Mähdrescher beim Genießen der Frühstückssemmel im Garten gestört fühlt, der sollte mal darüber nachdenken, wer das Getreide für sein Gebäck herstellt. Immer mehr Stadtmenschen zieht es aufs Land. So kann es auch zu skurrilen Reibungspunkten kommen. Ein Rinderbauer erzählt von der Beschwerde eines Städters, warum seine Kuh auf der Weide gekalbt hat, sein Kind sei traumatisiert vom Anblick der Geburt. Der Bauer habe nicht gewusst, was er darauf antworten soll. Das Kalb war wohlauf und auch das Stadtkind hat den Vorfall mit Sicherheit schon verdaut.

Wer aufs Land kommt, sollte auch Verständnis mitbringen, einige haben hier zum Glück noch immer ihren Arbeitsplatz. Auf die Lebensmittel, die produziert werden, sind wir nämlich alle angewiesen.

eMail: roland.pittner@kurier.at

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