Verführerischer Luxus

Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Das erwartet man beim Tischfußball-Turnier im Kleingartenverein, nicht in der Formel 1

von Philipp Albrechtsberger

über die Qualifikations-Farce

Leicht macht es die Formel 1 ihren Fans nicht, zu ihr zu stehen. Anstatt dem Saisonstart in Australien entgegenzufiebern, werden sich einige nach der Farce in der Qualifikation (mehr dazu hier) bereits wieder abgewendet haben.

Einen neuen Modus einzuführen, ohne diesen vorab auf den Prüfstand zu stellen (etwa in einer der zahlreichen unteren Rennklassen), erwartet man vielleicht noch beim Tischfußball-Turnier im Kleingartenverein, nicht aber bei einer der weltgrößten Sportveranstaltungen, deren Umsatz im Geschäftsjahr 2014 auf 1,6 Milliarden Euro angestiegen ist.

Nachvollziehbarer wirkt plötzlich das Zögern und Abwägen der Fußball-Regelhüter, die den Videobeweis behutsam und geordnet in den Volkssport integrieren. Das große Ganze im Blick zu behalten ist eine Kunst, die die detailbesessene Formel 1 verlernt zu haben scheint. Dass das zwangsläufig nicht an der permanenten Geschwindigkeit des Motorsports liegt, beweist die Motorrad-WM. Die beginnende MotoGP-Saison verspricht das nahezu Unmögliche: noch besser zu werden als im Vorjahr.

Im Mittelpunkt steht dort der Kampf Mann gegen Mann, Rad an Rad, Auge in Auge, die Gefahr als ständiger Beifahrer. All das sind Spannungselemente, die nicht viele Sportarten automatisch zur Verfügung haben, um zu verführen.

Auch die Formel 1 verfügt über diesen seltenen Luxus – doch sie weiß ihn nicht zu nutzen.

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