Zwischen Triumphen und Pflanzerei

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Auch wenn das Fußball-Nationalteam in Dublin am 11. Juni schon um die letzte WM-Qualifikationschance spielt – gesamtsportlich gesehen verläuft das erste Halbjahr 2017 bemerkenswert gut für Österreich.

Marcel Hirscher und Stefan Kraft mit Alpin- und Sprungskiern Doppelweltmeister und Gesamtweltcupsieger.

Dominic Thiem unter den Top 7 der Tenniswelt.

Der Wiener Basketball-Riese Jakob Pöltl in der NBA angekommen, der Burgenländer Bernd Wiesberger in der Golf-Weltklasse, das Eishockey-Team für die A-WM qualifiziert.

Krauler Felix Auböck in den USA auf Rekordkurs.

Leichtathletik-Mehrkämpferin Ivona Dadic EM-Zweite.

Österreichische Radprofis beim Giro im Spitzenfeld.

Die Salzburger Jungbullen sensationell Sieger der Nachwuchs-Champions-League.

Dazu die Trainererfolge von Ralph Hasenhüttl (Leipzig) und Peter Stöger (Köln), die mit ihrem diplomatischem, bescheidenen medialen Auftreten zu beliebten Österreich-Werbern in der sonst so skeptischen deutschen Fußballszene wurden. Auch die Legionäre Zlatko Junuzovic, Marcel Sabitzer, Alessandro Schöpf oder Guido Burgstaller, die zu den laufstärksten Profis im Nachbarland zählen, widerlegten den Ruf vom trägen Ösi.

Und beim englischen Premier-League-Klub Watford darf sich Abwehrhüne Sebastian Prödl über die Auszeichnung zum Spieler der Saison freuen.

In Wahrheit sind die Erfolge weniger Produkt des Systems, sondern vielmehr Lohn für Einzelinitiativen, für idealistische, zu finanziellen Opfern bereiter Eltern (Thiem), für die akribische Arbeit kleiner, fanatischer Betreuergruppen.

Der gesellschaftliche Stellenwert des Sports im Raunzerland ist nach wie vor beklemmend gering. Mittlerweile kann kaum mehr ein Mini-Fußballfeld oder ein neuer Tennisplatz angelegt werden, ohne dass nicht irgendwer protestiert. Zahlt der Staat mit, beschweren sich (zuweilen nicht ganz zu Unrecht) Steuerzahler.

Sorgen Mäzene à la Dietrich Mateschitz oder – wie im Falle Rapid-Stadion – ein Versicherungskonzern für eine international würdige Infrastruktur, machen Online-Poster mit Schaum vor Mund gegen den Kommerz im Fußball mobil.

Bäume statt Bälle

So gesehen liegt Klagenfurt im populistischen Trend, indem in der südlichsten Landeshauptstadt allen Ernstes angedacht wurde, auf dem Spielfeld des Wörthersee-Stadions nicht mehr den Ball rollen, sondern Bäume gedeihen zu lassen.

Dass das schönste (mit dubiosem Hypo-Geld errichtete) 30.000er-Stadion Österreichs zu einer Provinzbühne verkommt und am falschen Ort steht, kann nicht weggeleugnet werden. Dass aber sogar der Klagenfurter Sportstadtrat Jürgen Pfeiler am Plan, das Spielfeld zum Jungwald zu machen, Gefallen findet, kommt einer Pflanzerei gleich.

Am Donnerstag wird eine (vor allem dank Rapid-Fans) gut gefüllte Wörthersee-Arena noch Schauplatz des Cupfinales Red Bull Salzburg – Rapid sein; werden Kärntner Regional-Bonzen vermutlich die galanten, kickinteressierten Gastgeber mimen. Was dort danach auch immer passiert – mit einer Einstellung, wie sie manche politisch dominierte vermeintliche Sportfreunde haben, wird der Klagenfurter Fußball nie wieder Bäume ausreißen.

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